Hagen. . Erst beim 4. Anlauf klappte es mit einer offiziellen Feier zum 1. Mai in Hagen. Das war vor 120 Jahren. „Beim Blättern in der Stadtgeschichte sind wir zufällig darauf gestoßen“, erzählt Eckhard Jobst vom Hagener Geschichtsverein.

In den zwei Jahren zuvor hatten sie es auch versucht, waren allerdings an der polizeilichen Obrigkeit gescheitert. 1890 löste die bewaffnete Polizei am 30. April eine Kundgebung im Deerth auf, vier Tage später scheiterte die nächste einberufene „Volksversammlung für Hagen“ im Jahr darauf eine Versammlung in einem Lokal in Wehringhausen.

„Der Wirt hat seine Zusage wieder zurückgezogen“, hat Jobst Zeitungen ausgewertet. Damit fiel auch das Maifest „im Saale des Herrn Fr. Söding“ aus. Das „Entree“ hätte 50 Pfennige betragen, Damen wären frei gewesen.

„Gerechte Löhne – Soziale Sicherheit“

Der Tag der Arbeit beginnt für den DGB in der Kirche. Um 9.30 Uhr wird in der Johanniskirche eine ökumenische Andacht gehalten.

Vom Markt aus wird sich der Kundgebungszug ab 10 Uhr auf den Weg zum Volkspark machen.

Jochen Marquardt und Dechant Dieter Osthus werden ab 10.30 Uhr im Volkspark die Begrüßungsreden halten, ehe der Hauptredner Prof. Dr. Heinz-Josef Bontrup die Mairede halten wird.

Gar mit „wohlverdienten Ohrfeigen“ sprengte die berittene Polizei 1891 eine Kundgebung, bei der sich eine Menge zu einer Wanderung bis zur Gaststätte Theimann an der Donnerkuhle aufgemacht hatte. „Es wurde gar ein Polizeispitzel enttarnt“, hat sich Jobst durch alte Zeitungsausschnitte gewühlt. „Die Hagener Bürgerschaft war alarmiert und fürchtete die Weltrevolution.“

1890 war es noch nicht einfach für die Arbeiterschaft sich zu versammeln. „In Deutschland galt noch das Sozialistengesetz, das sozialdemokratische Verein und Parteien verbot“, erläutert Wolfgang Müller, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Der 1. Mai aber sollte der Kampftag der Sozialdemokratie werden – vornehmlich Kampf um einen Achtstundentag.

Weltrevolution blieb aus

Wo die historisch verbriefte Maifeier 1892 stattfand, das konnte der Geschichtsverein nicht herausfinden. Ein Jahr später nennt die Rheinisch-Westfälische Arbeiterzeitung den Höing als Versammlungsort, auf dem „die klassenbewusste Arbeiterschaft Hagens“ zusammengekommen war. Immerhin 1300 bis 1400 Menschen. Das eine Weltrevolution ausblieb, beweist die Geschichte.

Rückblickend analysiert ein namentlich nicht genannter Autor am 1. Mai 1895 in der Hagener Zeitung, dass bei den Arbeitern „die gesunde Vernunft über den Losungen leichtfertiger Agitatoren den Sieg“ davongetragen hat – und weiter: „Das großartige Schauspiel des streikenden Proletariats löste sich in eine Anzahl von Einzelfeiern auf, welche kein Vernünftiger den Beteiligten mißgönnen wird, so lange nicht abgeschlossene Verträge und die staatliche Ordnung durchbrochen worden“.

Sein Wissen hat Eckhard Jobst für den Geschichtsverein in einer Blattsammlung zusammengefasst, mit den alten Anzeigen aus den Zeitungen gespickt. Zusammen mit seinen Vereinskollegen wird Jobst morgen im Volkspark an einem Stand vertreten sein.