Hagen. . Das groteske Theaterstück „Verrücktes Blut“ wird am Samstag als Hagener Erstaufführung im Jugendtheater Lutz gezeigt. Die Betreiber haben sich auf die Fahnen geschrieben, auch brisante Themen mit sozio-kulturellem Hintergrund auf die Bühne ihres Hauses zu bringen.

Zwei Klischees prallen frontal aufeinander: Jenes von der Null-Bock-Generation, von faulen, frechen Bildungsverweigerern und sich aus Langeweile in Aggression flüchtende Jugendliche und im Gegensatz dazu die Vorstellung von den großen Geistesköpfen deutscher Geschichte. Auf der Bühne werden diese Klischees verkörpert durch eine Gruppe ­bockiger Schüler mit Migrationshintergrund und dem bedeutenden Dichter Friedrich Schiller.

Kontrovers diskutiertes Theaterstück

„Verrücktes Blut“ ist eines der aktuellsten und vielerorts kontrovers diskutierten deutschen Theaterstücke. Auch darum wird es in dieser Spielzeit im Jugendtheater Lutz, das sich dazu berufen fühlt, auch „heiße Eisen“ mit sozio-kulturellem Hintergrund anzufassen, gespielt.

Zum Inhalt: Die junge Lehrerin Sonja Kelich will deutsche Kulturwerte vermitteln, ihre Schüler halten davon allerdings wenig. Als aus einem Rucksack eines Schülers eine Pistole fällt, reißt die Lehrerin diese an sich. Mit Gewalt zwingt sie die Jugendlichen dazu, Schillers „Räuber“ und „Kabale und Liebe“ zu spielen und sich mit den Werten der Aufklärung auseinanderzusetzen.

Sieben Jugendliche stehen auf der Bühne

Sieben Jugendliche – teils aus dem Lutz-Jugendclub, teils „einfach von der Straße“, wie Werner Hahn es auf den Punkt bringt – stehen auf der Bühne; einzig Lehrerin Kelich wird von der Bochumer Schauspielerin Charis Nass verkörpert. „Dass junge Leute aus unserer Stadt und keine bzw. kaum Profis von außerhalb spielen, ist absolut Lutz-spezifisch. In diesem Fall mussten sich die Jugendlichen die Rollen auch nicht erarbeiten – sie leben sie ja“, unterstreicht Lutz-Leiter und Regisseur Werner Hahn.

Die Theaterfassung wurde 2010 von Nurkan Erpulat und Jens Hillje für die Ruhrtriennale erstellt und wurde schon mit namhaften Preisen bedacht, „daher ist auch das Interesse von Zuschauern außerhalb Hagens groß“, so Hahn weiter

Das Publikum erlebt Stück wie einem Stadion

Das groteske Stück spielt in einem Klassenzimmer. Es wird keine Guckkasten-Situation dargestellt, vielmehr sitzt das Publikum um die Bühne ­herum. Daher wirkt die Szenerie wie eine Arena, eine Box, ein Stadion. Eine Betrachtung von allen Seiten ist möglich – auf die Handlung und im übertragenen Sinne auch auf die zentrale Frage, wer wir denn im Grunde eigentlich sind. Das Stück richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren und an Erwachsene.