Hagen. . Gelbe Judensterne an Blusen und Hemden, Zöpfe und akkurat gezogene Scheitel – die NS-Zeit erwacht zum Leben. Zum Glück nur auf der Bühne, besser gesagt im Foyer des Stadtteilhauses Vorhalle, wo derzeit 50 Schüler für die Oper „Brundibar“ proben.

Das Musiktheater-Großprojekt feiert am Donnerstag, 14. März, Premiere. Und da ist das Lampenfieber bei allen Beteiligten groß. Hier wird noch mal am Text gefeilt, dort werden Kulissen gerückt und in der provisorischen Garderobe Kostüme zurechtgezupft. Schließlich soll nach sechs Monaten Probe alles – zumindest fast alles – klappen.

Am Rande des Geschehens Rudolf Damm, der das Projekt betreut und das Stück „Brundibar“ mit einstudiert hat. Der ehemalige Lehrer der Eilper Gesamtschule und Vertreter der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit hat im Vorfeld die beteiligten Schüler in ihren Klassen besucht und sie an die schweren Themen Fremdenfeindlichkeit und Judenvernichtung her­angeführt.

„Ich habe aus der Kindheit meiner Mutter und ihrer jüdischen Freundin Ende der 30er Jahre erzählt. Um das Thema aus dem Abstrakten in eine tatsächliche Lebenssituation zu übertragen“, erläutert Rudolf Damm, der auch den jüngeren Kindern auf diesem Weg die geschichtlichen Zusammenhänge sensibel näher gebracht hat.

Tschechisch-jüdischer Komponist

Zum Hintergrund der Oper „Brundibar“: Der tschechisch-jüdische Komponist Hans Krasa hat die Oper bereits 1938 geplant, sie dann allerdings erst als Insasse des Konzentrationslagers Theresienstadt aus dem Gedächtnis heraus komponiert und dort 55 Mal mit jüdischen Kindern aufgeführt. „Das KZ Theresienstadt hatte in der NS-Zeit eine Vorzeigefunktion. Es wurde zum Beispiel stolz Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes präsentiert“, so Damm.

Der Inhalt der Oper war damals wie heute als Märchen, als eine Art „Emil und die Detektive“-Geschichte angelegt, die das Gemeinschaftsgefühl und den Freundschaftsgedanken stärken sollte. So gab „Brundibar“ (tschechisch: die böse Hummel) den Kindern in Theresienstadt Lebensmut und wurde zum Symbol der Hoffnung. Die Rollen der Protagonisten, – die Geschwister Aninka und Pepicek – werden von Lea Weinrich und Timur Gönül, beide 17, gespielt, die Kulissen haben Hildegardisschüler selbst gebaut, und die Kostüme wurden im Theater ­Coburg (dort wurde „Brundibar“ vor einiger Zeit ebenfalls aufgeführt) ausgeliehen.