Eilpe. .

„24 Jahre sitze ich hier, von morgens bis abends, und dann einfach aufhören?“ Jürgen Eckervogt, Leiter der Gesamtschule Eilpe, wird wehmütig. So spricht er über seinen vorzeitigen Ruhestand, in den er nun, mit 62 Jahren, treten wird.

Bevor Jürgen Eckervogt verabschiedet wird, erzählt er der WR noch einmal von seinem Studium und den Anfängen seines Lehrerdaseins, zunächst am Theodor-Heuss-Gymnasium (THG). Studiert hat Jürgen Eckervogt in den 1969er Jahren in Münster Romanistik und Sport. Aus gesundheitlichen Gründen tauschte er Sport gegen Sozialwissenschaften, verschaffte sich Einblicke in Soziologie, Politologie und Ökonomie. Eckervogt weiß heute, dass früher die Möglichkeit bestand viel „breiter“ zu studieren als heutzutage. So belegte er acht Semester Philosophie, zum Spaß. Beendet hat der Eilper Schulleiter das Studium 1975.

Traumberuf Lehrer

Lehrer sei von Anfang an sein Traumberuf gewesen, sagt Eckervogt. Sein Antrieb war, besser als die Lehrer zu seiner Zeit zu sein. Elf Jahre unterrichtete er am THG Französisch und Sozialwissenschaften. Eckervogt bewarb sich 1988 mit drei Konkurrenten um die Position des Schulleiters an einer völlig neu entstehenden Schule, der Gesamtschule Eilpe. Nach einstimmig gewonnener Wahl begann eine Zeit, die der 62-Jährige als stressig und nervenzehrend in Erinnerung behielt. Neben dem Unterricht am THG hatte er vier Monate Zeit um die neue Schule entstehen zu lassen.

Dabei wurde er von acht Lehrkräften unterstützt: Barbara Schwittmann, Wilfried Alberts, Jürgen Willms, Herbert Wriedt, Sigrid Becking, Hildegard Rühling, Gudrun Schoppe und Margit Fischer. „Wenn ich dieses halbe Jahr geschafft habe, dann kann mich nichts mehr schocken“, war Eckervogts Fazit. Doch damit hatte er nicht ganz recht, wie ihm später bewusst wurde. Auf die Frage, ob er eine schöne Anekdote über die Schulzeit berichten könne, erzählt er von dem allerersten 5. Jahrgang der Gesamtschule, der es geschafft hat ihn ein weiteres Mal zu „schocken“.

Die Schüler der ersten Eilper Gesamtschul-Generation saßen mit denen der Real- und Hauptschule in einem Gebäude zusammen. Für diesen ersten Jahrgang der Gesamtschule waren gerade mal so viele Anmeldungen wie Plätze eingegangen. Somit mussten alle Kinder angenommen werden. Heute kann er lächeln, damals „haben sie uns um Jahre altern lassen“. Viele aus dem Jahrgang haben das Ende ihrer Schulkarriere in Eilpe bedauert.

Eckervogts wichtigstes pädagogisches Prinzip ist der vertrauensvolle Zusammenhalt zwischen Lehrern, Schülern und Eltern, „ein gutes inneres Klima für alle“. Das garantiere den Lernerfolg. „Deswegen sind wir eine gute Schule geworden“, behauptet er aus Überzeugung.

Außerdem erzählt er, seine Schule sei die einzige in Hagen, die die Zusammensetzung der Bevölkerung genau widerspiegelt. Das bedeutet, dass zum Beispiel der Ausländer- und Migrantenanteil in der Schule so hoch ist wie in der Stadt.

Bei allem Engagement: Eckervogt verstand es auch seine Philosophie zu leben, die zum einem daraus besteht den Tag zu nutzen und zum anderen in der Aufgabe liegt, die Balance zwischen beruflicher Anspannung und einem Ausgleich zu finden. Den Ausgleich findet der 62-Jährige im Sport. Seit 50 Jahren spielt er Handball und seit 20 Jahren auch Tennis.

Exzellentes Gedächtnis

Erstaunlich, dass er eine bewundernswerte Eigenschaft an sich selbst erst entdeckte, als ein Arbeitskollege ihn auf sein gutes Gedächtnis ansprach. Zum einen kann er sich auch nach Jahren noch an Namen, Noten und sogar den Sitzplatz von ehemaligen Schülern erinnern. Und: „Wenn ich durch’s Schulgebäude gehe, würde ich jeden erkennen, der nicht zur Schule gehört“.

Heute beschreibt Eckervogt die Gründung der Eilper Gesamtschule als ein wagemutiges Abenteuer. Vor allem, weil die Schule rasant gewachsen ist. Seit zehn Jahren hat „seine“ Gesamtschule die prozentual meisten Anmeldungen im Land. So müssen jedes Jahr mehrere hundert Schüler abgelehnt werden.

Das Abitur in zwölf Jahren nennt er als „einen der übelsten Fehler, die man machen konnte“. Die Schulzeit zu verkürzen ohne Lehrpläne zu ändern, sei falsch. Eckervogt fände es gut, wenn es nur eine Schule für alle gäbe – egal, wie die heiße.

Zurzeit spürt er, was er alles vermissen wird. Zum Beispiel permanent um Rat gefragt zu werden – „das alles von einem auf den anderen Tag...“ Am 3. Juli werden Schülerbands aus allen Jahrgängen auftreten und ihn verabschieden. Das Tagesprogramm ist nur von Schülern erarbeitet. Eckervogt: „Einen schöneren Abschied kann ich mir echt nicht vorstellen!“