Hagen. .

Die Zukunft der Hagener Müllverbrennungsanlage (MVA) soll auf Antrag der SPD-Fraktion in der nächsten Ratssitzung am Donnerstag, 12. Mai, thematisiert werden.

Dabei zeigt sich Fraktionschef Mark Krippner verärgert, dass Oberbürgermeister Jörg Dehm offenbar ohne ausdrückliches Mandat des Gremiums Zukunftsgespräche mit den MVA-Betreibern in Dortmund und Iserlohn geführt und dabei sogar die Hagener Anlage zur Disposition gestellt habe. Seine Fraktion, so Kripp­ner, stehe uneingeschränkt für den Erhalt der ausgelasteten MVA Hagen. Dabei sei vor dem Hintergrund der Energiewende nicht nur die Entsorgungssicherheit und Gebührenstabilität von Bedeutung, sondern auch die Nutzung der Fernwärme ein wichtiger Standortfaktor.

Vom Verwaltungschef erwarten die Genossen jetzt klare Antworten zum Stand der Verhandlungen. Schließlich hat in Dortmund die Entsorgung Dortmund GmbH (EDG), deren MVA in Hamm mittelfristig unter Auslastungsdefiziten leidet, bereits eine Prognos-Studie zum Müllmarkt im Umkreis von 80 Kilometern rund um Dortmund in Auftrag gegeben.

Zukunftsgespräche

Parallel hegt die SPD die Sorge, dass die von OB Dehm geplante Umwandlung der Enervie AG in eine GmbH nicht nur allein aus Gründen der Steuerverkürzung vorgesehen sei, sondern mit der Aufhebung des Aktionärsvertrages die Voraussetzungen für einen Verkauf der Hagener Anteile geschaffen werden sollen. Auch hier soll der OB im Rat erklären, ob er eine derartige Strategie ausschließe.

Im Umweltausschuss machte Dezernent Herbert Bleicher auch im Namen des OB am Donnerstag deutlich, dass die EDG weder am Kauf der Hagener MVA interessiert noch an eine Schließung der Anlage gedacht sei. Dennoch würden angesichts auslaufender Lieferverträge aktuell Zukunftsgespräche geführt. So wird die EDG, die auch Anteile an der MVA Hagen hält, ab 2017 ihre jährlichen 20.000-Tonnen-Mülllieferungen einstellen – ein Kapazitätsverlust für die Anlage von etwa 17 Prozent.

Deutlich längere Fahrwege

Werner König, Geschäftsführer des Hagener Entsorgungsbetriebes (HEB), versicherte gestern dennoch dem Ausschuss, dass die wirtschaftlichen Voraussetzungen für eine eigenständige kommunale Abfallwirtschaft in Hagen weiterhin gegeben seien und durch die geplante Errichtung einer Stromturbine (Kapazität: 17.000 Megawatt) weiter optimiert würden.

Gleichzeitig machte der HEB-Chef deutlich, dass bei einer Schließung der Hagener MVA nicht nur deutlich längere Fahrwege in Kauf genommen werden müssten, sondern vor allem teurer Ersatz für das von der Anlage abhängige Fernwärmenetz geschaffen werden müsse: „Die MVA hat Zukunft und ist technisch gut aufgestellt“, resümierte König.