Hagen. Am heutigen Donnerstag um 12 Uhr ruft Verdi zur „aktiven Mittagspause“ um.
Was mit der „aktiven Mittagspause“ gemeint ist? Vielleicht 60 sportliche Minuten außerhalb des Büros? Oder ein kreativer Kurztrip ins Museum? In diesem Fall verbirgt sich dahinter etwas anderes. Heute ist die aktive Mittagspause zu verstehen als „Sich einsetzen für seinen Arbeitsplatz und seine Rechte“.
Verdi ruft in dieser Woche bundesweit zu Warnstreiks auf. Der Bezirksvorstand Südwestfalen beteiligt sich heute um 12 Uhr mit einer aktiven Mittagspause – sprich: ruft zu einer Kundgebung auf dem Friedrich-Ebert-Platz auf. Es geht natürlich (auch) ums Geld. Auch die zweite Runde der Tarifverhandlungen für die 800.000 Tarifbeschäftigten (darunter 200.000 Lehrer) der Bundesländer ist in der vergangenen Woche ohne Ergebnis unterbrochen worden. „Ja, die Verhandlungen klemmen ordentlich. Das Arbeitgeberlager hat kein Angebot abgegeben“, bedauert Thomas Köhler vom Bezirksvorstand Verdi-Südwestfalen.
Mit Einkommensentwicklung Schritt halten
Zum Hintergrund: Die Einkommen im öffentlichen Dienst der Länder – dazu gehören unter anderem die Bereiche Steuerverwaltung, Gerichte und Hochschulen – sind im Vergleich zum Durchschnitt der Branchen in den vergangenen zehn Jahren unterdurchschnittlich gestiegen. „Wir wollen mit der allgemeinen Einkommensentwicklung Schritt halten und fordern daher 6,5 Prozent mehr Geld“, konkretisiert Köhler. Außerdem fordern die Verdi-Mitglieder die Sicherung ihres Urlaubsanspruchs.
„Wer beim Land angestellt ist, hat deutliche Nachteile im Vergleich zu jenen, die bei Bund oder Kommune beschäftigt sind – das Gehaltsgefälle ist groß“, fährt Iris Karp (Fachbereich Bildung und Forschung) fort. Und liefert ein Beispiel. „An der Fernuni werden händeringend SAP-Spezialisten gesucht. Doch potenzielle Bewerber schütteln nur den Kopf, wenn sie erfahren, was die Fernuni zahlt.“
Personalknappheit
„Dabei würde es der Stadt doch gut tun“, ergänzt Köhler, „wenn sie junge, gut ausgebildete Leute gewinnen könnte.“ Weiterer Knackpunkt in vielen Landesdienststellen: Personalknappheit. „In der JVA Hagen arbeiten 88 Beschäftigte. Im Durchschnitt schiebt jeder Mitarbeiter 180 Überstunden vor sich her. Die Zahl spiegelt die Überbelastung deutlich wider“, so Karp. Landesweit liegt der Durchschnitt an Überstunden von JVA-Mitarbeitern bei „nur“ 88.
„Wir rechnen mit 70 bis 100 Teilnehmern, die zur Kundgebung vor dem Ratskeller kommen“, sagt Köhler, der als 1.Vorsitzender des Bezirks Südwestfalen zum Mikro greifen wird. „Wir sprechen für rund 3000 Beschäftigte in Hagen.“ An der aktiven Mittagspause wollen Vertreter der Berufsfeuerwehr, Fernuni, FH Südwestfalen und IT-NRW teilnehmen. „Wir bilden Fahrgemeinschaften und hoffen auf rege Teilnahme“, so Gewerkschaftssekretärin Ina Hecht.