Bathey. Das Hagener Modehausunternehmen Sinn-Leffers wird an die Nürnberger Wöhrl-Gruppe verkauft, bleibt aber als eigenständige Firma und Marke erhalten. Welche Auswirkungen der Verkauf auf die Hauptverwaltung in Bathey haben wird, muss sich zeigen.

Viele der 120 Beschäftigten in der SinnLeffers-Zentrale gingen am Freitag mit einem mulmigen Gefühl in die kurzfristig anberaumte Belegschaftsversammlung, fürchteten sie aufgrund der zuvor lancierten Meldungen über einen Verkauf des Unternehmens doch um ihren Arbeitsplatz. „Die Stimmung war emotional aufgeladen“, gab Geschäftsführer Karsten Oberheide (45) seine Eindrücke wieder und versuchte, die ärgsten Sorgen zu vertreiben: „Hier in Bathey werden nicht die Lichter ausgehen.“

Fakt ist: Sinn-Leffers, mit 22 Filialen einer der führenden deutschen Modehausbetreiber im gehobenen Segment und erst vor vier Jahren verschlankt und gestärkt aus einer Insolvenz auferstanden, erhält einen neuen Eigentümer. Die Nürnberger Unternehmensgruppe Wöhrl wird – vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamtes – die Sinn-Leffers-Anteile von der Deutschen Industrie-Holding (DIH), einer Beteiligungsgesellschaft aus Frankfurt, übernehmen.

„Sinn-Leffers wird eigenständig bleiben“

Die beiden eta­blierten Marken Sinn-Leffers und Wöhrl werden sich zukünftig unter dem Dach einer GmbH im Besitz der Familie Wöhrl tummeln. „Sinn-Leffers wird also eigenständig bleiben, wir werden auch alle Standorte erhalten“, versprach Seniorchef Gerhard Wöhrl (68), der die Zusammenführung mit der Kooperation der Elek­tronik-Giganten Saturn und Media-Markt verglich, die ja unter dem Dach der Metro-Gruppe selbstverantwortlich agierten.

Wöhrl beschäftigt 2000 Mitarbeiter

  • Die Wöhrl Unternehmensgruppe beschäftigt über 2000 Mitarbeiter an 38 Standorten in Baden Württemberg, Bayern, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Der Jahresumsatz liegt bei mehr als 300 Millionen Euro. Wöhrl steht für eine über Jahrzehnte hinweg gewachsene Unternehmenskultur.
  • SinnLeffers betreibt bundesweit Modehäuser mit Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen und erwirtschaftete zuletzt einen Umsatz von über 300 Millionen Euro. Die DIH hatte das Unternehmen 2005 als Sanierungsfall von der KarstadtQuelle AG erworben. Durch eine Neupositionierung und Bereinigung des Filialportfolios ist es den Eigentümern gemeinsam mit den rund 2.000 Mitarbeitern gelungen, SinnLeffers wieder profitabel aufzustellen und an seinen 22 Standorten zu stärken.
  • Die DIH – Deutsche Industrie-Holding ist ein von Banken und Industrie unabhängiges Beteiligungsunternehmen. Sie agiert mit eigenem Kapital und bringt sich längerfristig und aktiv in ihre Investments ein.

Sinn-Leffers wird seine Steuern also weiterhin in Hagen zahlen, wenngleich über die Zukunft der Hauptverwaltung das letzte Wort nicht gesprochen ist. In Kürze sollen Gespräche aufgenommen werden, inwieweit die Batheyer Geschäftsstelle der traditionsreichen Modefirma in die neue Struktur eingebunden werden kann.

Sinn-Leffers soll sich selbst tragen können

Wenn Sinn-Leffers von Hagen aus weiterhin Geldfluss und Gewinne erwirtschafte, seien keine gravierenden Einschnitte geplant, ließ Gerhard Wöhrl durchblicken: „Mögliche Veränderungen hängen davon ab, wie sich Sinn-Leffers am Markt behauptet.“ Er verlange „leichte Steigerungen“ im Umsatz und dass das Unternehmen so viel Geld verdiene, dass es sich selbst erhalten könne: „Eine Stagnation über mehrere Jahre wäre nicht hinzunehmen.“

Während sich Betriebsratschef Udo Saczinski nicht zu dem Verkauf äußern wollte, kritisierte Monika Grothe von der Gewerkschaft Verdi, die Arbeitnehmer in Aufsichtsrat und Beirat von Sinn-Leffers hätten die Transaktion „mit Befremden“ zur Kenntnis genommen. Bei Wöhrl existiere keine Tarifbindung für den Einzelhandel. Daher werde man sehr genau beobachten, dass die Arbeitnehmer bei Sinn-Leffers zu gleichen Konditionen wie bisher weiterbeschäftigt würden.

Ein neues Modehaus in der Hagener Innenstadt wird Sinn-Leffers zumindest in diesem Jahr nicht mehr eröffnen. In die Rathaus-Galerie werde man definitiv nicht einziehen, die Verhandlungen mit dem Investor Gedo hätten zu keinem Ergebnis geführt, erklärte Oberheide. Offenbar konnten sich beide Seiten nicht über den Mietpreis einigen. Allerdings gebe es Gespräche mit einem anderen Hausbesitzer in der Fußgängerzone, so der Geschäftsführer. Sollten sich diese erfolgreich gestalten, werde es auch wieder eine Sinn-Leffers-Filiale in der Volme­stadt geben.