Hagen. .

Die Stadt Hagen steuert auf die ehrgeizigste Bildungsreform ihrer Geschichte und die wohl größte Veränderung der Schullandschaft aller Kommunen in Nordrhein-Westfalen zu. Mit der Gründung von fünf Sekundarschulen, in denen die bestehenden Haupt- und Realschulen aufgehen, soll ab 2014 ein neues Kapitel im mittleren Bildungssegment aufgeschlagen werden. „Im Grunde haben wir mit den jetzt geplanten Anpassungen schon zu lange gewartet“, wies Oberbürgermeister Dehm gestern darauf hin, dass eine Reform überfällig sei: „Unser Schulsystem basiert auf Kinderzahlen, die es nicht mehr gibt.“

Rücklaufende Anmeldezahlen

Vor allem die Hauptschulen werden von großen Teilen der Bevölkerung nicht mehr nachgefragt, aber auch an den Realschulen sanken zuletzt die Schülerzahlen. 2011 verzeichneten die Real- und Hauptschulen in Hagen noch 652 Anmeldungen, ein Jahr später waren es 539. Zum Schuljahr 2016/17, so prognostiziert es das Gutachten des Bonner Biregio-Instituts, werden es nur noch 481 sein. Die Anmeldungen an den Realschulen fielen von 468 (2011) auf 391 (2012).

Die konkreten Konzepte für die angedachten Sekundarschulen in Altenhagen, Haspe, Boelerheide, Remberg und Hohenlimburg werden im Rahmen von mehr als 20 Info-Abenden an den Hagener Grundschulen vorgestellt. Anschließend erhalten die Eltern aller 3000 Zweit- und Drittklässler in Hagen einen anonymisierten Fragebogen, auf dem sie mitteilen können, ob sie ihr Kind an einer Sekundarschule anmelden würden.

Umfrage als Wegweiser

Das Ergebnis dieser Umfrage ist zwar rechtlich nicht bindend, aber dennoch, daran ließen Dehm, Schuldezernent Christian Schmidt und Schulamtsleiter Jochen Becker keinen Zweifel, von entscheidender Bedeutung: Sollte sich für einen Standort nicht genügend Zustimmung finden, würde die Gründung einer Sekundarschule nicht weiter verfolgt. Die magische Grenze liegt bei 75 positiven Meinungsäußerungen, denn so viele Schüler sind mindestens erforderlich, um eine Sekundarschule ins Leben zu rufen. Seine persönliche Einschätzung sei, dass angesichts des anhaltenden Widerstandes aus dem Realschulbereich keine fünf Sekundarschulenstandorte realisierbar seien, so Dehm: „Uns ist bewusst, dass nicht alle Eltern begeistert in die Luft springen.

Die emotionale Bindung an das alte System ist groß.“ Dennoch sei er überzeugt davon, dass Sekundarschulen eine wirkliche Chance darstellten, die Bildungslandschaft in Hagen zu verbessern, so der OB: „Ich hoffe, es gelingt uns, den Eltern die Angst vor dem Neuen zu nehmen.“

Selbst bei einem Scheitern der Sekundarschulpläne rollen auf das Schulsystem der Stadt gravierende Einschnitte zu. Christian Schmidt machte klar, dass in Hagen maximal eine Hauptschule überlebensfähig sei und neben der Realschule Emst, die schon im Sommer keine Eingangsklasse mehr bilden darf, noch mindestens eine weitere Realschule entbehrlich sei: „Dann wird ein Standort nach dem anderen vom Netz genommen.“ Nicht zuletzt die Bezirksregierung macht Druck, die Zahl der Schulen der gesunkenen Geburtenrate anzupassen.