Hagen. . Einmal über den Atlantik hin und wieder zurück in einem Segelschiff – für die beiden Hagener Hans-Rolf Landmann und Jürgen Sander war die Reise die schönste Zeit ihres Lebens.

Die Art, wie sie all die Geschichten erzählen, erinnert an Walter Matthau und Jack Lemmon. Und es sind viele Geschichten, die sie zu erzählen haben. Geschichten, die sie erlebt haben, in der „schönsten Zeit ihres Lebens“.

Geschichte ihres Lebens

Wenn Hans-Rolf Landmann und Jürgen Sander diese Geschichten erzählen, dann handeln sie nicht wie bei vielen anderen Männern von der wilden Zeit ihrer Jugend. Von den Frauenabenteuern oder den durchzechten Nächten in Bars. Der Chirurg und der Bäckermeister, die beide im nächsten Jahr 80 Jahre alt werden, erzählen die Geschichten von „der“ Geschichte ihres Lebens.

Traumhaft schöne Tage auf dem Meer: Jürgen Sander.
Traumhaft schöne Tage auf dem Meer: Jürgen Sander.

Die Geschichten, die sich rund um die große Überfahrt in einer Nussschale ereignet haben. Heraus aus dem Mittelmeer und zweimal über den Atlantischen Ozean – hin und wieder zurück.

„Wenn ich in einer klaren Nacht am Ruder gesessen habe, auf das glitzernde Gold im Wasser geschaut habe, die funkelnden Sterne über mir“, sagt Jürgen Sander, „das waren Momente, da sind mir die Tränen gekommen. So schön war das.“

Heringsstipp in Holland war Anfang

Natürlich gab es an Bord der Segelyacht auch die anderen Momente. Die, an die die beiden Hagener nicht sofort gedacht haben, als sie einst an einem Bootssteg in Holland bei einem Teller Heringsstipp gemeinsam den Entschluss fassten, auf große Fahrt zu gehen. Hohe Wellen, starker Wind, ein gerissenes Segel, eine explodierte Rettungsinsel, einen gefährlichen Sturz an Deck, bei dem sich Hans-Rolf Landmann einen Lendenwirbelbruch zuzog. „Ich bin zwar selber Mediziner“, sagt Landmann, „aber die ganze Tragweite habe ich nicht erkannt. Ich bin einen Tag lang auf allen Vieren über Deck gekrochen. Dann hab’ ich gedacht: Das geht schon wieder. Und als wir die Kapverden angelaufen haben, habe ich sogar noch die Insel erkundet. An Heilig Abend bin ich dann zur Untersuchung nach Hause gereist. Ich wollte eine drohenden Lähmung ausschließen, im Januar bin ich wieder zurück.“

Drei Stunden dauerten die Schlafphasen in der Nacht. „Einer von uns beiden hat Nachts Wache gehalten, der andere lag in der Koje“, so Hans-Rolf Landmann, der mit einem Laptop navigiert und via Satellitentelefon den Kontakt in die Heimat hält. „Das war schon ein komischer Gedanke: eine dünne Matratze, dann ein bisschen Kunststoff und anschließend 7000 Meter Wasser bis zum Boden. Meine größte Befürchtung war immer, dass wir mit einem schlafenden Wal zusammenstoßen. Das ist eine der Hauptunfallursachen der Segler auf dem Atlantik.“

Frischer Fisch an Bord

Fisch gab es oft an Bord. Frisch gefangen aus dem Meer. „Einmal hatten wir sogar einen drei Meter langen Schwertfisch an der Angel“, erzählt Hans-Rolf Landmann, „dann aber hat er so stark gezogen, dass die gesamte Ausrüstung über Bord gegangen ist. Von einer großen Goldmakrele haben wir mehrere Tage lang gegessen.“

„Sinje“ heißt das Boot, das sie zweimal sicher über das Weltmeer bringt. Sinje wie die Tochter von Hans-Rolf Landmann. Sie und die Frauen besuchen die beiden Weltenbummler immer wieder an verschiedenen Stationen der außergewöhnlichen Reise. „Wir haben uns Zeit gelassen. Da, wo es uns besonders gut gefallen hat, sind wir geblieben“, so Jürgen Sander, „wir waren ja schließlich nicht auf der Flucht. Man trifft unheimlich viele nette Leute auf so einer Reise.“

Unterwegs genießen sie die unendliche Weite und das Nichts. „Das war immer ein komisches Gefühl, wenn man nach ein paar Tagen zum ersten Mal wieder Land vor sich hatte“, erzählt Hans-Rolf Landmann.

Land, auf dem er jetzt reist. „Sinje“ ist verkauft. Stattdessen fährt Landmann mit seiner Frau Ingrid in den Urlaub – im Wohnmobil.