Hagen. . Der Hagener Willi Henke nimmt an der größten Segelregatta der Welt teil und überquert im Sportboot ohne jeden Komfort den Atlantik. Am 25. November machen sich er und rund 250 andere Teilnehmer der Atlantic Rallye for Cruisers auf den Weg von Las Palmas nach Sait Lucia.

Vier Kilometer sind nicht weit. Vielleicht doch, wenn man sie schwimmen muss. Was in diesem (Ernst-)Fall aber auch nichts nutzen würde. „Das nächste Land“, sagt Willi Henke, „ist meist nur vier Kilometer entfernt. Unter uns . . .“

Auf dem Harkortsee gelernt

Vom Harkortsee, auf dem Willi Henke bei seinem Freund und Nachbarn Lutz Heinbach einst Mitte der 90er das Segeln gelernt hat, ist da nicht die Rede. Willi Henke, 57 Jahre alt, spricht vom Atlantischen Ozean. Und von einem der letzten großen Abenteuer der Menschheit – von dem, in einer Nussschale den Atlantik zu überqueren.

Die Nussschale, auf die Henke am 25. November steigt, ist eigentlich eine Rakete. Zumindest für ein Segelschiff. Und die Regatta, an der er teilnimmt, ist die größte der Welt – die ARC, die Atlantic Rallye for Cruisers, veranstaltet vom World Cruising Club. Mit mehr als 25 Knoten, was 46 Stundenkilometern entspricht, jagen rund 250 Boote von Las Palmas auf Gran Canaria nach Saint Lucia in der Karibik. „Die Pogo 40, auf der wir unterwegs sind, ist kein herrkömmliches Segelboot“, sagt Henke, „sie ist ein reinrassiges Sportgerät ohne jeden Komfort.“

Keine Möglichkeit zum Rückzug

Eines, das der Sailing Island GmbH gehört und auf das sich der 57-Jährige aus freien Stücken begibt. „Auf 40 Quadratmetern mit sieben Leuten zusammenzuleben“, sagt Henke, der Abenteurer, der schon mit dem Jeep durch Saudi Arabien und dem Motorrad quer durch Amerika gefahren ist, „das ist nicht jedermanns Sache. Es gibt keine Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Selbst die beste Technik hilft nicht, die mentalen Anforderungen zu bewältigen.“

Henke aber sucht die Herausforderung, zu der auch gehört, zwei bis drei Wochen vor allem mit gewichtssparender Trockennahrung auszukommen. „Ich will auf den Spuren Kolumbus wandeln und Unbekanntes entdecken“, sagt er, „ich will Grenzen überwinden. Das Schiff hat das Potenzial, nach zwölf Tagen anzukommen. Die Frage ist, ob dazu auch die Crew im Stande ist. Wir rechnen mit 14 bis 15 Tagen. Der Kern wird die Problembewältigung sein. Irgendetwas ist immer.“

Richtung Süden bis die Butter schmilzt

Knapp 2700 Seemeilen liegen vor Henke und der Crew. „Unter Seglern heißt es: Kurs Richtung Süden, bis die Butter schmilzt und dann rechts abbiegen“, sagt Henke. Und so werden die Boote zunächst der afrikanischen Küste folgen, bis sie rund 200 Seemeilen nördlich der kapverdischen Inseln auf den Passatwind stoßen. „Die Kunst ist es, die Wetterdaten, die wir per Mail über Satellitentelefon erhalten, richtig zu interpretieren“, sagt Henke, „das wird jede Crew und jeder Skipper auf seine Weise tun. Nach zwei Tagen sieht nichts mehr von den anderen Yachten.“

Die ARC ist der erste Törn dieser Art für Willi Henke. Im September hat er auf dem Boot im Ijsselmeer trainiert. Dazu kommen Krafttraining, Brandschutzbekämpfung, Überlebenstraining in einer Rettungsinsel und das Abbergen vom Hubschrauber. Alles, um das Abenteuer bestehen zu können.

Eines, das neben all der Anstrengung auch traumhaft schöne Seiten bereit hält. „Herrlich Sonnenauf- und Untergänge, Nächte unter tropischem Sternenhimmel“, sagt Henke, „das sind Bilder, die ewig in Erinnerung bleiben.“