Hagen. . Die Inventur ist vollbracht: 36 Autos rollen als Dienstwagen bei den städtischen Töchtern. Das ist das Ergebnis einer Abfrage durch den Oberbürgermeister.

Bei den städtischen Töchtern rollen 36 Dienstwagen. Das ist das Ergebnis einer Abfrage, die Oberbürgermeister Jörg Dehm (CDU), der selbst eine Mercedes-C-Klasse für Dienstfahrten nutzt, in Auftrag gegeben hat. Die SPD-Fraktion hatte im Zusammenhang mit der Dienstwagen-Debatte um den Baudezernenten und neuen Vorstand des Wirtschaftsbetriebs Hagen im November auf eine Klärung gedrängt. Eine einheitliche Regelung zum Thema Dienstwagen gibt es bislang nicht.

Enervie an der Spitze

Die Spitzenposition in der Dienstwagen-Rangliste belegt Energieversorger Enervie, der auch mit Abstand die meisten Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmens ist zwar keine direkte Tochter, Hagen aber ist an der Aktiengesellschaft mit 42,66 Prozent beteiligt. 14 Wagen stehen für die drei Vorstände und elf Bereichsleiter zu Verfügung.

Die Vorstands-Autos (zwei Mercedes der S-Klasse und ein Audi A 8) sind auf 70.000 Euro gedeckelt, können aber privat aufgestockt werden. Der Wert der Fahrzeuge für die anderen Verantwortlichen liegt bei maximal 35.000 Euro. Eine private Nutzung der Fahrzeuge ist vorgesehen. Zu Kosten und Nutzen macht das Unternehmen mit Verweis auf aktienrechtliche Gründe keine Angaben.

An zweiter Stelle rangiert der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB). Zu Zeiten, als noch Werner König Geschäftsführer war, war auch die zweite Führungsebene mit Dienstfahrzeugen ausgestattet worden. Ein Umstand, der für Kritik sorgte. Neben den aktuellen Vorständen Dr. Herbert Bleicher und Manfred Reiche (Pkw der Mittelklasse wie Audi A 6) sind auch fünf Bereichsleiter (Pkw der Mittelklasse wie Audi A4 oder 3er BMW) in einem Auto unterwegs, das sie auch privat nutzen. 9081 Euro wendet das Unternehmen für die fünf Dienstwagen der Bereichsleiter jährlich auf. Dafür, so argumentiert der HEB, fallen Fahrtkostenentschädigungen weg, und es müssten keine Überstunden mehr vergütet werden.

Sechs Dienstautos bei HVG

Bei der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG) rollen sechs Dienstautos. Bei der HVG profitieren neben Vorstand Christoph Köther (gehobene Mittelklasse) noch der Betriebsleiter (gehobene Mittelklasse), der kaufmännische Leiter (bis 46.000 Euro), der Leiter Marketing (bis 38.000 Euro) sowie der Bäderleiter (bis 35.000 Euro) von der Regelung. „Die alternativ mögliche monetäre Abgeltung eines Dienstwagens würde zu einer deutlichen Mehrbelastung für das Unternehmen führen“, heißt es.

Sechs Dienstwagen befinden sich auch im Fuhrpark des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH). Das Ansinnen, für Neu-Vorstand Grothe ein siebtes Fahrzeug (Wert von bis zu 70.000 Euro) zu beschaffen, hatte die Dienstwagen-Diskussion in der Stadt entfacht. Ein Dienstauto nutzen neben Vorstand Hans-Joachim Bihs (VW Bulli) fünf Abteilungsleiter (Pkw der Mittelklasse). „Durch Verzicht auf Vergütung von Überstunden und Fahrtkostenentschädigung entsteht dem WBH ein monetärer Vorteil von 18.000 Euro jährlich.“ Genutzt werden dürfen die Dienstwagen im Übrigen auch durch Familienmitglieder, die noch im Haushalt des WBH-Bediensteten leben.

Die Debatte um die Anschaffung des neuen Grothe-Autos hatte hohe Wellen geschlagen. Der OB gab an, er sei über eine Vorlage nicht informiert worden. Die Verantwortlichen hätten jeden Bezug zur Wirklichkeit verloren, kritisierte Wolfgang Röspel, Fraktionschef der CDU. Eine derartige Raffke-Mentalität führe zu Politikverdrossenheit, wetterten die Grünen. Auch der Bund der Steuerzahler meldete sich zu Wort: „Ein solches Gefährt passt nicht in die Zeit.“