Hagen. . Mehr als 300 Gäste kamen zum Neujahrsempfang des Theaterfördervereins in Hagen.

Klare Worte beim Neujahrsempfang im Theater: Der Oberbürgermeister solle sein Versprechen, sich für den Erhalt des Stadttheaters in seiner jetzigen Form einzusetzen, halten, und der neue Kulturdezernent Thomas Huyeng möge sich doch bitte konkret ausdrücken und zeitnah denken, so die Forderungen Klaus Hackers. Als Vorsitzender des Theaterfördervereins begrüßte ­Hacker mehr als 300 Gäste im Großen Haus. Und er blickte zurück auf ein Jahr mit einem Besucherrekord: „Mit 188.000 Zuschauern hat unser Theater erstmals mehr Besucher als Hagen Einwohner zu verzeichnen“, unterstrich Hacker.

Desolate Finanzsituation der Stadt

Zu Aufführungen wie Comedian Harmonists und Rocky Horror Show seien die Besucher in Scharen geströmt, doch trotz allen Erfolges stelle die desolate Finanzsituation der Stadt eine bedrohliche Lage für das Theater dar. „Alle freiwilligen Leistungen müssen auf den Prüfstand, auch wenn das Hagener Theater im Vergleich zu anderen NRW-Bühnen den kleinsten Etat hat. Der Regierungspräsident bemängelt die hohen Ausgaben für den Hagener Kultursektor, doch Kulturausgaben sind keine Geldverschwendung.“

Forsch und „furchtlos“ wandte sich Hacker Hagens neuem Kulturdezernent zu: Es sei gut, dass Thomas Huyeng einen Kulturentwicklungsplan aufstellen wolle, doch mit Kopfschütteln kommentierte Hacker Huyengs Aussage, sich dafür zwei Jahre Zeit zu nehmen. Außerdem befürchtet Hacker, dass der neue Kulturdezernent Hagens eigenbespieltes Musiktheater zur Diskussion stellen will, „doch dafür werden Sie Verbündete lange suchen müssen“. Empört reagierte Klaus Hacker auch auf Huyengs Äußerung vor einigen Wochen, dass Kultur­schaffende auf Kosten künftiger Generationen leben würden.

Ausgaben einfach zu hoch

Der Oberbügermeister, der als zweiter Redner ans Mikro trat, spitzte die Äußerung zu: „Wir leben in allen Lebensbereichen auf ­Kosten der nächsten Generation.“ Die Ausgaben der Stadt im Bereich Kultur seien einfach zu hoch, „das städtische Defizit muss von immer weniger Leuten gestemmt werden. Daher gibt es einen Interessenkonflikt, wo das wenige vorhandene Geld eingesetzt werden soll.“

Dehm nannte als „Budget-Mitbewerber“ die Aufstockung von U-3-Plätzen und Ganztagsschulangebote, „die Frage nach der Zukunft des Theaters muss sich einreihen in die Pro­blemkette.“ Dehm kündigte an, dass Eintrittspreiserhöhungen kein Tabuthema sein dürften und sprach sich, anders als Kulturdezernent Huyeng, für eine Rechtsformänderung des Theaters in eine GmbH aus. Allerdings ließ Dehm durch­blicken, dass die städtische finanzielle Unterstützung der GmbH kleiner ausfallen könnte als ursprünglich geplant.

Intendant Norbert Hilchenbach wetterte gegen die mediale Überflutung und betonte, dass Kultur nicht die Spielwiese einiger weniger, sondern Mittelpunkt urbanen Lebens sei.

Theater das Zentrum der Stadt

Gast beim Neujahrsempfang, der musikalisch umrahmt wurde vom Ensemble des Theaters, war der gebürtige Hagener Jan Philipp Gloger, der im letzten Jahr für die Bayreuther Festspiele den „Fliegenden Holländer“ inszenierte. Der junge Theatermacher, derzeit leitender Schauspielregisseur am Staatstheater Mainz, sprach über seine Arbeit in Bayreuth, seine Liebe zu Operninszenierungen und Mozart. Die kulturpolitische Entwicklung in Hagen betrachte er mit gemischten Gefühlen, so Gloger. „Das Hagener Theater strahlt weit ins Land hinaus und stiftet Identität. Es wäre schade, wenn das Zentrum der Stadt künftig nicht mehr das Theater, sondern die Volme-Galerie wäre.“