Hagen. . Nachdem die Sanierung der Becheltestraße in Hagen bereits für wochenlangen Unmut bei vielen Autofahrern gesorgt hat, bringen an gleicher Stelle aktuell Arbeiten an der Brücke über die Volme und die B54 den Verkehr ins Stocken.

Für 300.000 Euro wird hier ein Bauwerk saniert, dessen Sinnhaftigkeit nach über 25 Jahren allerdings stark angezweifelt werden muss. Wozu dient die Bechelte-Brücke? Die Antwort ist gleichermaßen kurios wie ärgerlich.

Fußgänger und Radfahrer sind höchst seltene Nutzer der Brücke über die Ortsumgehung. Eigentlich nutzt kaum jemand den Brückenschlag zwischen dem Eckeseyer Bolzplatz und dem schmalen Gewerbegebiet auf der gegenüberliegenden Seite.

Radwegekonzept niemals umgesetzt

In der Stadtverwaltung jemanden zu finden, der an der Entscheidung zum Bau der Brücke mitgewirkt hat, ist ein aussichtsloses Unterfangen. Hans-Dieter Schumacher (Fachbereich Planung) gehört noch am ehesten zu jenen, die den Hintergrund des Bauwerks kennen.

„Die Brücke hat schon Sinn“, sagt Schumacher. Wenn, ja wenn eine uralte Überlegung greifen würde. Und zwar die vom Bau eines Radweges, der unter den Gleisen der Märkischen Bahn – hinter dem besagten Gewerbegebiet, wo u.a. das Dänische Bettenlager, Naturana und der Bechelte-Park angesiedelt sind – hindurch, entlang der Kante des hinter der Anhöhe liegenden Vorhaller Steinbruchs und entlang der ehemaligen Reichsbahntrasse bis in den Vorhaller Ortskern verlaufen sollte.

„Diese Pläne gab und gibt es“, sagt Hans-Dieter Schumacher. Die Idee dahinter: Es sollte möglich werden, bequem von der Hagener Innenstadt bis nach Vorhalle durchzuradeln.

Ein rund 15 Meter langer, völlig verwucherter Tunnel, gelegen an einem Trampelpfad direkt hinter dem Dänischen Bettenlager, führt am verlängerten Ende der Brücke unter den Gleisen der Märkischen-Bahn-Trasse hindurch. Der dahinter liegende Bereich lässt erahnen, wie realitätsfremd die geplante Fahrradtrasse konzipiert wurde. Selbst wenn der Radweg jemals entlang der Bahntrasse Richtung Vorhaller Steinbruch verlaufen würde, müssten Höhenunterschiede bewältigt werden, die wirklich nur etwas für trainierte Radfahrer wären. Von der Komplexität und Kostspieligkeit der Umsetzung ganz zu schweigen.

Brücke kann nicht abgerissen werden

Aktuell bringen sechs Mitarbeiter des Wirtschaftsbetriebs Hagen (WBH) die Brücke für rund 300.000 Euro wieder auf Vordermann. Höchst aufwendig, wie sich zeigt. Der jeweilige Teil der Brücke, an dem das Geländer neu beschichtet wird, muss komplett eingehaust werden.

Der Verhüllungskünstler Christo hätte seine wahre Freude an der auffälligen Optik, dem Steuerzahler aber muss der Aufwand zwangsläufig Tränen in die Augen treiben. Der eingehauste Bereich wird noch dazu wochenlang beheizt. Der WBH könne nur jetzt im Winter arbeiten, weil es vorher einen personellen Engpass im Brückenbau gab, heißt es.

Aber warum reißt man die Brücke nicht einfach ab? Weil sie sich in einer Zweckbindung befindet. Der Bau der Brücke wurde einst zu 80 Prozent vom Land gefördert. Der Abriss vor Ende der Zweckbindungsfrist hätte die Rückzahlung der Gelder zur Folge. Die Stadt ist somit zur Sanierung gezwungen. Wie lange die Zweckbindung noch läuft, dazu gab es bei der Stadt leider keine genauen Angaben.

„Nach heutigen Kosten-Nutzen-Verhältnissen würde man diese Brücke nicht mehr bauen“, sagt Schumacher. Immerhin würde sie ja Eckesey mit dem Naherholungsgebiet Phillipshöhe verbinden, das übrigens auch in das utopische Radwegekonzept integriert werden sollte. Aus Vorhalle (In den Erlen) bis zum Kuhlerkamp (Tannenstraße) führt ein Waldweg rund um die Phillipshöhe. Auch hier sollten irgendwann mal Radfahrer auf planierten Wegen radeln.