Hagen.

Bergfest auf dem Hagener Weihnachtsmarkt. Zwei Wochen sind rum, zwei weitere haben die Schausteller noch vor der Brust. Die Familie Arens gehört zum besinnlichen Treiben in der Innenstadt wie der Mataré-Brunnen auf den Friedrich-Ebert-Platz. In jedem Glas Glühwein an ihrer Westfalenschänke steckt auch ein großer Schluck Hagener Tradition.

17 Uhr. Über Hagen ist es dunkel. Auf dem Friedrich-Ebert-Platz brennt jetzt wirklich jede Glühbirne. An der Westfalenschänke, die seit zehn Jahren vor dem Ratskeller steht, lassen die Menschen den Arbeitstag ausklingen. Für Familie Arens brechen jetzt ungefähr die Arbeitsstunden 10 und 11 an diesem Tag an. „Und sie sind immer noch genau so schön wie die ersten Stunden des Tages“, sagt Jeffrey Arens.

Schaustellerei im Blut

Familie Arens hat die Schaustellerei im Blut. Die siebte Generation sorgt mittlerweile dafür, dass Menschen in ihrer Freizeit auf Volksfesten, Kirmessen, Weihnachtsmärkten oder vor der Arena auf Schalke mit viel Liebe bewirtet wird. „Jede Generation hätte immer die Möglichkeit gehabt, etwas anderes zu machen“, erinnert sich der 47-jährige Karl Arens, „am Ende ist aus allen aber ein Schausteller geworden.“

Ein Job, den man offiziell nicht lernen kann. „Ein Schausteller kann alles, aber nichts richtig“, scherzt Jeffrey Arens. Der junge Mann ist 22 und hat, wie er sagt, „alles was er kann, von seinem Vater und seinem Großvater gelernt.“ Opa Karl war Vorsitzender Hagener Schausteller bevor Dirk Wagner das Amt übernahm. „Einen Betrieb neu zu gründen, ist heute nur schwer möglich. Es sind Familienbetriebe, die am Markt noch bestehen können.“

Besucher schätzen überschaubaren Markt

Der Hagener Weihnachtsmarkt brummt und ist, nach Jahren des Wandels, auch für überregionale Besucher ein Magnet geworden. „Wir haben Stammgäste, die extra aus Neuss nach Hagen fahren“, weiß Karl Arens. Die Aufenthaltsqualität des Hagener Marktes sei „einzigartig“ und im Vergleich zu großen, teilweise überlaufenen Märkten wie in Dortmund und Oberhausen würden Besucher die Größe, die Überschaubarkeit in Hagen schätzen.

Die Branche, das weiß Familie Arens zu berichten, hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren extrem verändert. „Die Menschen sind im Freizeitstress, weil die Flut an Angeboten, Erlebnissen und Attraktionen immer größer wird. Und aus dem vertrauten Flair der Kirmes ist High-Tech geworden.“ Arens zieht einen bildhaften Vergleich: „Das ist so, als ob man in die Disco oder in den Pub geht.“

An Heiligabend ist der Akku leer 

An der Westfalenschänke schätzt das Hagener Publikum vor allem, dass die Welt hier nicht jedes Jahr neu erfunden wird. „Vieles bleibt natürlich aus gutem Grund so wie es ist“, sagt Jeffrey Arens, „aber wir basteln schon immer wieder am Programm.“ Klar, der jeden Morgen selbst hergestellte Eierpunsch bleibt der Renner. Dazu gehen aber auch der heiße Caipirinha und die scharfe Chili-Schokolade gut über den Tresen. „Man muss versuchen, einen jungen, frischen Touch reinzukriegen“, sagt Jeffrey Arens.

Weihnachtsmärkte in NRW

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Was die zufriedene Kundschaft an den Buden des Weihnachtsmarktes nicht sieht, ist, wie viel Arbeit abseits von Glühweinduft und Schokobananen geleistet wird, um die Betriebe und ihr Fortbestehen zu sichern. Das jährliche Hauptgeschäft wird auf dem Weihnachtsmarkt gemacht. Bevor es in die Schausteller-Pause bis Karneval geht, wird hier kurz vor Jahreswechsel zum großen Endspurt angesetzt.

Am Morgen des Heiligen Abends ist der Zauber vorbei. „Dann ist bei uns der Akku aber auch komplett leer“, sagt Jeffrey Arens.

Knallharte Arbeit mit Herzblut

Zwölf Leute arbeiten im Wechsel in der Westfalenschänke. Der Tag kann für die Chefs auch mal locker 15 Stunden haben. Die Schaustellerei ist eben nicht nur der Service am Kunden, sondern vor allem auch ein logistisches Geschäft. Auf fünf Anhänger wird die Westfalenschänke am Ende des Weihnachtsmarktes wieder verladen.

Das große Lichternetz, das über den Friedrich-Ebert-Platz gespannt ist, wird von allen Hagener Schaustellern gemeinsam auf- und abgebaut. Knallharte Arbeit. „Aber wir machen das mit Herzblut. Wir freuen uns, den Leuten ein Stück Besinnlichkeit schenken zu können“, sagt Jeffrey Arens.