Hagen. . Wenn Patrick Kula und Thorsten Schütt den Cinestar-Besuchern eine Tüte Popcorn über die Theke reichen, wird ihnen bewusst, dass ihr Stundenlohn in keinem Verhältnis zu den Preisen auf der Speisekarte in Hagens Film-Tempel steht. Kula und Schütt gehören zum streikenden Kino-Personal, das endlich einen Tarifvertrag mit angemessenen Löhnen fordert.

4,40 Euro kostet der Puffmais. Ein Bier gibt’s für 4,10 Euro. Das „Dinner für zwei“, zwei Liter Softdrink und eine Tüte Popcorn, kostet schlappe 14,90 Euro. Der Kunde zahlt, die Kasse klingelt. Nur die Mitarbeiter blicken finanziell in die Röhre. Kula und Schütt gehören zum streikenden Kino-Personal, das endlich einen Tarifvertrag mit angemessenen Löhnen fordert.

47,5 Stunden in der Woche

Einen 190-Stunden-Vertrag hat Patrick Kula (34). 190 Stunden im Monat steht er für das Cinestar seinen Mann. Allzu viele Arbeitnehmer wird es in Hagen nicht geben, die eine Arbeitszeit von 47,5 Stunden pro Woche im Arbeitspapier stehen haben. Rund 1600 Euro monatlich erhält er brutto dafür. Ein Stundenlohn von 8,42 Euro, über den noch nicht die Steuer gerauscht ist. Kollege Thorsten Schütt (31) hat keinen Vertrag wie diesen. Er wird als Servicekraft ganz einfach pro Stunde bezahlt. Mit 6,92 Euro. Einen Tarifvertrag gibt es nicht.

Seit Bau des Filmtheaters auf der Springe 1997 explodieren die Preise, die dem Kunden im Gastronomiebereich, zusätzlich zum Eintritt, abverlangt werden. „Da steigen die Einnahmen. Nur bei unseren Löhnen haben wir das nie bemerkt“, sagt Schütt. Seit 1997 wurde der Lohn nur um 49 Cent erhöht. „Das steht weder im Verhältnis zu den teuren Preisen in unserem Kino noch zu den gestiegenen Lebensunterhaltungskosten“, sagen die beiden.

Vergleichbare Kino-Ketten zahlen deutlich höhere Löhne

Vergleichbare Kino-Ketten wie das Cinemaxx oder das UCI, ansässig in Dortmund und Bochum, zahlen ihren Angestellten deutlich höhere Löhne. Dort gibt es als Servicekraft 8,50 Euro pro Stunde. Zwei Euro mehr als in Hagen. „Da wollen wir auf jeden Fall auch hin“, sagt Schütt. Das Personal fordert ein größeres Stück vom lukrativen Kino-Kuchen.

Die Mitarbeiter des Cinestars in Hagen, das von der australischen Investorengruppe AHL gehalten wird und in Lübeck praktisch nur noch ein Büro für drei Geschäftsführer besitzt, beobachten genau, wie es um ihr Kino steht: „Wir sind unbeschadet durch die Wirtschaftskrise gekommen. Der Laden läuft richtig gut“, sagt Schütt.

55 Beschäftige beteiligen sich an dem Streik

Keine Spur von einer Kino-Krise. Kein Einknicken der Filmtheater vor der Download-Industrie. Der Gang ins Kino kommt, zumindest in Hagen, nicht aus der Mode.

Die 55 Beschäftigten des Hagener Kinos beteiligen sich aktuell am bundesweiten Streik. Allerdings nicht so, dass der Betrieb vollkommen zum Erliegen kommt. Sie gehen raus auf die Springe und sprechen mit Vorbeigehenden oder Kinobesuchern über die Situation. „Wir arbeiten hier alle sehr gerne für dieses Kino, vor allem, weil wir hier ein super Team beisammen haben.“ Jetzt allerdings sei ein Punkt erreicht, an dem sich endlich etwas tun müsse.