Hagen. . Hagen muss sparen und Hagens Kultur spart, indem im Osthaus-Museum vorerst keine Gruppenführungen durch externe Kräfte mehr angeboten werden. Kulturschaffende in der Stadt sind bestürzt und empört. Ihnen liegt viel am Kontakt zu den Besuchern, außerdem fürchten sie rückläufige Besucherzahlen.

Mit Bestürzung, Empörung und weitgehendem Unverständnis reagieren regionale Kultureinrichtungen auf die Entscheidung des Hagener Osthaus-Museums, vorerst keine Gruppenführungen durch externe Kräfte mehr anzubieten. Am Wochenende war bereits eine 25-köpfige Gruppe aus Werdohl ausgeladen worden, die einen Besuch an der Volme fest gebucht hatte.

Osthaus-Chef Tayfun Belgin begründet den rigiden Angebotsverzicht mit dem Verweis auf den Nothaushalt der Stadt Hagen: „Wir können nur noch mit unseren Bordmitteln arbeiten. Ich weiß dabei natürlich sehr wohl um die Schizophrenie der Situation, aber mir sind die Hände gebunden.“

Finanziell sind entsprechende Führungsbuchungen praktisch ein Nullsummenspiel, denn die externen Führer werden durch die Gruppengebühren bezahlt; es bleibt sogar noch in aller Regel ein kleines Plus übrig. Dennoch soll das Verbot bestehen bleiben.

Stimmen aus der Hagener Kulturszene

Gerd Schäfer, Leiter der Iserlohner Museen, reagiert eindeutig: „Ich bin einfach entsetzt und habe kein Verständnis für diese Entscheidung. So etwas wäre bei uns nicht vorstellbar, denn man weiß doch um die Konsequenzen: Ohne entsprechende Führungen wird die Qualität eines Museums nachhaltig gestört. Außerdem spricht sich das schnell rum, und die Besucherzahlen würden zwangsläufig zurück gehen. Wir haben einen eigenen Museumspädagogen, der Führungen organisiert; zudem sind auch die Stadtführer in Iserlohn geschult, in unseren Museen bei Bedarf entsprechend eingesetzt zu werden.

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Dr. Ulrike Growe vom Bottroper Quadrat sieht in der Hagener Entscheidung „überhaupt keine Option für unser Haus. Im Gegenteil. Trotz wirtschaftlich angespannter Situation erweitern wir unser Angebot noch. So bieten wir zum Beispiel seit einigen Monaten in der Mittagszeit besondere Kurzführungen von etwa 15 Minuten an, die auch von städtischen Mitarbeitern genutzt werden. Wir haben einen eigenen Etat für externe Führer, und auch die internen Mitarbeiter stehen für diese Aufgabe gegebenenfalls zur Verfügung.“

Wuppertaler Expertin: "Führungen braucht man in einem Museum" 

Dr. Beate Eickhoff vom Wuppertaler von der Heydt-Museum betont: „Führungen braucht man einfach in einem Museum, heute mehr denn je. Daran wird in Wuppertal auch niemand rütteln wollen. Und sollte es finanziell tatsächlich einmal eng werden, würde uns der Förderverein des Museums aushelfen. Ich denke, man kann immer irgendwelche Konstruktionen finden, die ein Führungsangebot ermöglichen.“

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Heike Kropff, beim Essener Folkwang-Museum für Bildung und Vermittlung zuständig, verweist ebenfalls auf den wichtigen Auftrag der öffentlichen Museen, nicht nur zu sammeln und auszustellen, sondern auch zu vermitteln und entsprechend zu erklären: „Wir verstehen uns als Moderatoren und Impulsgeber gegenüber unseren Besuchern. Öffentliche Führungen sind dabei ein unabdingbares Instrument, mit den Gästen ins Gespräch zu kommen, auf das wir natürlich nicht verzichten wollen und können.“

Direktor Tayfun Belgin verspricht derweil in Hagen: „Wir Museumsmitarbeiter springen natürlich ein, wann immer wir können. Und wenn ich vor Ort bin, mache ich auch Führungen, das ist doch selbstverständlich.“