Nicht in Essen, sondern in der westfälischen Industriestadt Hagen ist der Ursprung des Museum Folkwang. Hier hatte der Bankierssohn und Kunstsammler Karl Ernst Osthaus das Folkwang-Museum gegründet und 1902 mit Werken seiner Sammlung zeitgenössischer Kunst eröffnet.

Nicht in Essen, sondern in der westfälischen Industriestadt Hagen ist der Ursprung des Museum Folkwang. Hier hatte der Bankierssohn und Kunstsammler Karl Ernst Osthaus (1874–1921) das Folkwang-Museum gegründet und 1902 mit Werken seiner Sammlung zeitgenössischer Kunst eröffnet, darunter Bilder und Skulpturen des französischen Impressionismus und des deutschen Expressionismus von Auguste Renoir, Paul Cézanne, Paul Gauguin, Vincent van Gogh über Franz Marc und Ernst Ludwig Kirchner.

Osthaus verstand sich als Mäzen und als Kunstvermittler. Den passenden Namen für seine kulturpädagogischen Ambitionen hatte er in der nordischen Mythologie gefunden, dort bedeutete Folkwang „Halle des Volkes“. Osthaus entwickelte den „Folkwang- Gedanken“, die Idee, dass Kunst und Leben versöhnbar seien, und hatte sich nichts Geringeres als die „Kultivierung der Industrieprovinz“ auf die Fahnen geschrieben.

Einzigartige Kunstsammlung

Seine Utopie „Wandel durch Kultur – Kultur durch Wandel „ stand ein Jahrhundert später Pate für die erfolgreiche Bewerbung des Ruhrgebiets als Kulturhauptstadt Europas. Während die Hagener die Kunstmission Osthaus’ zu seinen Lebzeiten mehr oder weniger ignorierten, fand sein Folkwang-Museum als weltweit erstes Museum für zeitgenössische Kunst internationale Anerkennung.

Die einzigartige Kunstsammlung und mit ihr auch der Name wurde nach Osthaus Tod 1921 von dem neu gegründeten Folkwang-Museumsverein der Stadt Essen gekauft und 1922 mit dem Städtischen Kunstmuseum zum Museum Folkwang vereint. Die Stadt Hagen hat den Verlust der Osthaus- Sammlung nie ganz verwunden. In einem Akt posthumer Ehrung wurde das historische Osthaus-Museum im Herbst 2009 nach grundlegender Sanierung zusammen mit dem neu gebauten Emil Schumacher Museum als Kunstquartier Hagen eröffnet.

Zentrum der deutschen Reformbewegung

Für die Museumseinrichtung des Hagener Folkwang-Museums hatte Osthaus seinerzeit den belgischen Architekten Henry van de Velde engagiert, der hier das erste öffentliche Gebäude Deutschlands im „Neuen Stil“ schuf. Von 1906 bis 1908 errichtete van de Velde auch den Hohenhof – eine Villa, die heute zu den bedeutendsten Gebäuden der Stadt Hagen zählt.

Von Anfang an weit mehr als nur der Wohnsitz von Osthaus und seiner Familie, spielt der Hohenhof für die europäische Jugendstilarchitektur eine wichtige Rolle. Die sehenswerte Villa ist eines der wenigen noch erhaltenen Beispiele für das Konzept „Gesamtkunstwerk“: Möbel, Wanddekorationen und Bodenbeläge, Lampen, Stoffe und Geschirr entwarf van de Velde komplett aus einem Guss. Zudem ist das Haus erster Baustein der von Osthaus geplanten Künstlerkolonie „Hohenhagen“.

In jenen Jahren zwischen 1900 und 1921 war die Stadt Hagen somit Schauplatz einer Entwicklung, die als „Hagener Impuls“ in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Der Hohenhof gilt heute als ein Zentrum der deutschen Reformbewegung, der von hier aus dem Jugendstil in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Heute ist der Hohenhof eine Nebenstelle des Karl Ernst Osthaus-Museums und bietet Besuchern die Gelegenheit, dem aufgeschlossenen Geist jener bewegten Zeit nachzuspüren.

Kontakt

Der Hohenhof
Stirnband 10
58093 Hagen-Eppenhausen (Ausschilderung: Richtung Emst)
Tel.: 02331.2073129
www.osthausmuseum.de
Öffnungszeiten samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr

Kunstquartier Hagen
Museumsplatz 1
Hochstraße 73
58095 Hagen
Tel.: 2331.207–3138
www.osthausmuseum.de
Öffnungszeiten dienstags bis freitags 10 bis 17 Uhr samstag und sonntags 11 bis 18 Uhr

Empfehlenswerte Einkehr

Brasserie Novy’s
Museumsplatz 2
58095 Hagen
Tel.: 02331.3061325
www.novys.de
Öffnungszeiten montags bis freitags ab 10 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr.