40 000 Euro. So viel kostet der Umzug der knapp 400 Stadttauben aus der Innenstadt an den Remberg. Das macht summa summarum mehr als hundert Euro pro Tierchen – die Folgekosten fürs Futter nicht eingerechnet.

Am Wochenende sollen die Vögel nun eingefangen und in die Nähe einer Kindertagesstätte umgesiedelt werden, wo sie vier schmucke Holzhäuschen beziehen. Von dort können die Krankheitsüberträger dann fröhlich in die Umgebung ausschwirren, mit ihrem ätzenden Kot irreparable Spuren hinterlassen und sich neue Brutmöglichkeiten in (teilweise historischen) Gebäuden suchen. Außer, die Hausbesitzer haben diese Brutplätze bereits verrammelt und somit auch seltenen Tieren wie Fledermäusen oder Schwalben ihren Lebensraum genommen.

Da fragt man sich: Muss das sein in einem Land, in dem einem Huhn noch vor wenigen Jahren offiziell auf einer Fläche dahinvegetieren durfte, die kaum größer war als ein DIN-A-4-Blatt? In dem auch heute viele Legehennen nie das Tageslicht zu sehen bekommen? In dem jeder Mensch durchschnittlich mehr als 50 Kilo Schweinefleisch pro Jahr isst und sich nur die wenigsten Gedanken über die Tötung der Tiere machen? In dem vielerorts Städte sogar verpflichtet sind, Ratten mit Gift zu bekämpfen?

Da klingt es doch scheinheilig, wenn gerade verwilderten Haustauben, die eigentlich gar nicht zur heimischen Fauna zählen, der rote Teppich ausgerollt wird.

Just in dem Moment, in dem die Tauben gefangen werden, sollte man es deshalb besser mit Dr. Klaus Richarz halten. Der hat nämlich nichts dagegen einzuwenden, die Zahl der Vögel nach tierschutzrechtlichen Maßstäben zu reduzieren und die toten Tauben anschließend an Tiere zu verfüttern. Und als promovierter Biologe und Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt sollte er eigentlich wissen, wovon er spricht. Ich schließe mich seiner Meinung an, auch wenn mich jetzt viele für ein Monster halten. Übrigens: Ich esse auch Fleisch.