Hagen. . Hat der Kleingartenverein Goldberg in Hagen-Wehringhausen der Familie Acinikli eine Parzelle verwehrt, weil sie türkischstämmig ist? Eigentlich hatten die vierköpfige Familie die Parzelle schon sicher, bis der Vorstand den Antrag auf Gartenvergabe ablehnte - ohne Begründung.
Der Kleingartenverein Goldberg hat der türkischstämmigen Familie Acinikli eine Parzelle verwehrt, obwohl ein Vorstandsmitglied den Eheleuten bereits zugesichert hatte, sie könnten den Garten übernehmen. „Ich habe geheult vor Wut, als plötzlich die Absage kam“, berichtet Senay Acinikli (29).
Gemeinsam mit Ehemann Mehmet (35) und den Kindern Yaren (8) und Ali (4) wohnt die schwangere Mutter in der verkehrsreichen Frankfurter Straße; von einem eigenen Garten, in dem die Kinder herumtollen und die Eltern Luft schnappen können, träumen Aciniklis schon lange. Umso größer war die Freude, als sie erfuhren, dass Marion Harnisch (47) ihre Parzelle in der Anlage am Goldberg abgeben möchte, denn die Hagenerin hat sich eine Eigentumswohnung mit Garten in Hohenlimburg gekauft: „Den Kleingarten brauche ich deshalb nicht mehr.“
Keine Begründung für Ablehnung
Mit Aciniklis, berichtet Frau Harnisch, sei sie sich schnell einig geworden, für 500 Euro sollte die Parzelle den Besitzer wechseln. Und auch Mark Rehhorst, für die Gartenvergabe zuständiges Vorstandsmitglied im Kleingartenverein, habe seine Zustimmung signalisiert: „Er hat mich aufgefordert, schon einmal die Schlüssel an Aciniklis zu übergeben und den Besitzerwechsel schriftlich zu fixieren.“
Die überglückliche Familie, die sich schon im Besitz von Parzelle 413 glaubte und bereits Pläne für die zukünftige Gestaltung des Gartens gemacht hatte, fiel aus allen Wolken, als der Vorstand in einer dürren Mitteilung an Marion Harnisch bekannt gab, dass er „den Antrag auf einen Kleingarten der Familie Acinikli“ abgelehnt habe. Daraufhin machte sich Senay Acinikli auf den Weg zur Vorstandssprechstunde, um den Grund für den Sinneswandel zu erfahren: „Die Herren haben sich geweigert, eine Begründung zu nennen. Ich habe mich so beleidigt gefühlt.“
Viele Kleingärtner mit Migrationshintergrund
Natürlich keimte bei Aciniklis der Verdacht, die Ablehnung habe etwas mit ihrer Herkunft zu tun. Diesen Vorwurf weist Friedrich Bald, Vorsitzender der Kleingärtner am Goldberg, entschieden von sich: „Frau Acinikli hat uns vorgeworfen, ausländer- und kinderfeindlich zu sein. Aber das kann ich nicht nachvollziehen.“ Im Gegenteil, so Bald, bemühten sich die Kleingärtner sehr wohl um Integration. Von den 15 Gärten, die in diesem Jahr neu vergeben wurden, seien 13 an Familien mit Migrationshintergrund gegangen, die meisten davon an Türken: „Aber auch Iraner, Polen und Algerier haben wir aufgenommen.“
Die Entwicklung, die der Fall Acinikli genommen habe, tue ihm leid, so Bald. Sein Vorstandskollege habe mit der voreiligen Zusage einen Fehler begangen, denn Neuaufnahmen müssten erst vom Gesamtvorstand abgesegnet werden. Und bei der Abstimmung hätten alle vier Mitglieder, also auch Mark Rehhorst, gegen Familie Acinikli gestimmt. Einen Grund für die Ablehnung wollte Bald auch diesmal nicht nennen. Ärgerlich, denn so bleibt ein fader Beigeschmack. . .