Hagen. .
Überfall! Die Reisenden sind fassungslos, als ausgerechnet Armenfreund Zorro ihnen die Spende für das Waisenhaus abjagt. Was sie nicht wissen: Unter dem schwarzen Kostüm steckt eigentlich die Räuberin Carmen – und die interessiert sich herzlich wenig für Gerechtigkeit.
Auch wenn es eine Kinderoper ist, die da am Samstag im Lutz Premiere feiert: „Zorro jagt den Carmen-Schatz“ hat alles, was auch auf der großen Bühne dazugehört: Eine feurige Heldin gibt es, Action und einen Ohrwurm nach dem anderen. Zeit zum Durchatmen bleibt kaum – auch die Jüngsten sind von der ersten Sekunde an voll dabei, als Carmen (Jaclyn Bermudez) sich mit ihrem Degen auf einen wehrlosen Mönch stürzt. Der echte Zorro (Tanja Schun) ist damit so gar nicht einverstanden: Es gilt, seinen Ruf als räubernder Wohltäter zu retten.
Trockener Humor als viertes Instrument
Auf der Bühne treiben nun also zwei Zorros ihr Unwesen und treten ein Verwirrspiel mit viel Sangria und noch mehr Situationskomik los. Krönender Abschluss: Der rasante Showdown in der Bar von Wirtin Leia (Marilyn Bennett), bei dem die Protagonisten im allerwörtlichsten Sinne die (Kasperle-)Puppen tanzen lassen. „Das fand ich besonders gut“, sagt der siebenjährige Matteo Gallotta anschließend. „Und die Kampfszenen!“
Das Schöne dabei: Der Witz und Charme der drei Sängerinnen packen alle Altersklassen und schaffen es, dass die erwachsenen Zuschauer so mitfiebern wie Matteo. Auch das für die Musik verantwortliche Philharmoniker-Trio ist daran nicht ganz unschuldig - neben Cello, Klavier und Querflöte spielen die drei Musiker nämlich auch sämtliche Nebenrollen und machen den trockenen Humor zu ihrem vierten Instrument.
Die Musik fügt sich nahtlos in die mittelamerikanische Wildnis ein, immer wieder sprudeln in den Stücken von Andres Reukauf Latino-Flair und ein Hauch von Tango hervor. Zwischen den Neukompositionen lauern aber auch alte Bekannte: Wo Carmen auftaucht, ist die gleichnamige Oper von Georges Bizet nicht weit und steuert ihre bekanntesten Motive bei. Ihr finales Duell dürfen die beiden Zorros sich sogar von einem ganzen Klassik-Medley untermalen lassen. Während Bach und Beethoven im Hintergrund einen fliegenden Wechsel absolvieren, geht es zwischen den Gegnern weniger harmonisch zu: „Der echte Zorro kämpft nur für das Gute!“, ruft das Original. „Was soll denn an Gold schlecht sein?“, wundert sich seine Nachahmerin. Trotzdem klar, dass auch Carmen am Ende ihre Lektion lernt und dank Zorro ganz neue Zukunftspläne schmiedet.