Hagen. . Im Leitungswasser der Stadthalle wurden gesundheitsgefährdende Bakterien entdeckt. Die Erreger der Gattung Pseudomonaden können u.a. Wundinfektionen, Lungenentzündungen und Herzerkrankungen hervorrufen.
Im Leitungswasser der Stadthalle wurden gesundheitsgefährdende Bakterien entdeckt. Die Erreger der Gattung Pseudomonaden können u.a. Wundinfektionen, Lungenentzündungen und Herzerkrankungen hervorrufen. Auf den Toiletten wurden Hinweisschilder aufgestellt, die darüber informieren, dass keine Trinkwasserqualität besteht. „Die Hände kann man sich aber bedenkenlos waschen“, so Karl-Hermann Kliewe (55), Chef der Gebäudewirtschaft Hagen (GWH).
Die Bakterienstämme wurden bei der obligatorischen, alle drei Jahre vorgeschriebenen Überprüfung der Wasserqualität im Juli entdeckt. Acht von elf Proben waren positiv. Die Messungen ergaben 20 bis 250 Kolonie bildende Einheiten pro 100 ml, laut Trinkwasserverordnung darf der Keim überhaupt nicht nachweisbar sein. „Daraufhin haben wir die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und einen Gutachter eingeschaltet, der nun herausfinden soll, wie wir der Dinge Herr werden können“, sagte Kliewe.
Stehendes Wasser
Ursache für den Befall ist wahrscheinlich das veraltete, in den 80-er Jahren gebaute Leitungssystem der Stadthalle mit seinen zahlreichen Ecken, Winkeln und Stichen, das die Ansiedlung von Pseudomonaden begünstigt. „Diverse Teile des Rohrnetzes werden kaum durchspült, da steht das Wasser regelrecht“, so Kliewe. Stagnierendes Wasser in nicht durchströmten Leitungsbereichen aber gilt als hauptverantwortlich für das Vorkommen der Erreger. Auch die Größe der Rohre, die einen Durchmesser von bis zu 15 Zentimeter aufweisen, befördert den Stillstand des Wassers.
Die Experten der GWH hofften zunächst, das Problem mit Chemikalien und wiederholtem Durchspülen des Leitungssystems in den Griff zu bekommen, doch die Bakterien erwiesen sich als hartnäckiger. Für die letzten Veranstaltungen (u.a. Emil-Schumacher-Festakt, Lycker Kreistreffen) ließ Stadthallen-Chef Jörn Raith (54) Trinkwasser in Kanistern und schon gewaschenen Salat zukaufen: „Wir sind lieber vorsichtiger als vorsichtig.“
Fahrbare Küche samt Spülmobil
Doch die Saison beginnt jetzt erst richtig, und da ist es mit solchen Provisorien nicht getan. Hinter der Halle, direkt neben der Rampe für Rollstuhlfahrer, wurde eine angemietete, fahrbare Küche samt Spülmobil und WC-Wagen für Chefkoch Hanjo Junge und sein Team aufgebaut (Kosten: 14.000 Euro pro Monat). Von dort aus sollen die Gäste erstmals beim Auftritt des Kabarettisten Eckart von Hirschhausen am kommenden Mittwoch versorgt werden. Für die Küche installierte der heimische Energieversorger Enervie einen externen Wasserkreislauf, der nachweislich keimfrei sei, so Raith: „Wir ziehen mehrmals in der Woche Wasserproben. Wir sind wirklich vorsichtiger als vorsichtig.“
Pseudomonaden könnten vor allem Menschen mit einer Abwehrschwäche gefährlich werden, erklärte gestern auf Anfrage unserer Zeitung Dr. Hans-Walter Lindemann, Chefarzt und Hygienebeauftragter des Marien-Hospitals: „Der Keim kommt eigentlich überall in der Umwelt vor. Aber im Trinkwasser hat er nichts zu suchen.“ Es sei deshalb richtig von der Hallenverwaltung, im sanitären Bereich entsprechende Hinweisschilder zu installieren: „Die Hände kann man sich problemlos waschen.“
Ein von der GWH beauftragtes Ingenieurbüro aus Bergisch Gladbach soll in Kürze Vorschläge zur Lösung des Pseudomonadenbefalls vorlegen. Möglicherweise müssen die Trinkwasserleitungen von den Rohren, die zur Sprenkleranlage führen und daher erheblich größer dimensioniert sein müssen, getrennt werden.