Hagen. Aus dem Hagener Einzelhandelsstammstisch von einst ist ein aus elf Kümmerern bestehender Freundeskreis geworden. Dieser lockere Zusammenschluss aus Einzelhändlern, Ehemaligen, Vertretern der großen Häuser, der Stadtverwaltung sowie aus dem Gastronomie- und Freizeitbereich möchte weiterhin Impulse in Hagen setzen.
In seiner Blütezeit hatte der Einzelhandelsstammtisch über 40 Teilnehmer. „Gegründet wurde der Stammtisch vor fast 70 Jahren, kurz nach dem 2. Weltkrieg“, erinnert sich Jürgen Glaeser an Erzählungen von damals zurück. Wolfgang Engbers von „Bücher und Briefmarken Engbers“ und Günther Alles (Herrenausstatter Keudel) zählten mit zu den Männern der ersten Stunde.
Stammlokal am Markt
„Man traf sich immer mittwochs bei ,Mucke Altfeld am Markt’“, plaudert Glaeser weiter. Das Stammlokal der regen Händlerschar hat er selbst dann 1978 kennengelernt, als er als 37-Jähriger das Engbers-Briefmarkengeschäft übernahm und dem Stammtisch beitrat. „Wir waren alle echte Einzelhändler, da war kein anderer dazwischen“, betont der heute 71-Jährige. Ausnahme: Auch die Geschäftsführer der großen Häuser wie Kaufhof und Horten seien Stammtischbrüder gewesen.
„Unser Finanzminister war damals Friedel Neuhaus vom Schuhhaus Roland“, erinnert sich Glaeser noch an den damaligen Kassierer und etliche Wegbegleiter von damals zurück.
Ein gesellschaftliches Ereignis
Seine Augen leuchten fast ein wenig, als er von den großen Händlerfesten erzählt, „das war stets ein gesellschaftliches Ereignis“. Ja, die Feste seien wirklich schön gewesen, mit Musik, Tanz und Showeinlagen. Organisiert wurden die Veranstaltungen im Ruhrfestsaal im Zweibrücker Hof von jeweils zwei Stammtischbrüdern - „mal von dem, mal von jenem“. Er habe, gemeinsam mit dem damaligen Horten-Geschäftsführer Staubach, 1981 und 1985 Händlerfeste auf die Beine gestellt. „Wir hatten den Vorteil, dass uns die Deko-Abteilung von Horten mit Requisiten und Manpower zur Verfügung stand.“
Einmal habe das Motto „ein märchenhafter Abend“ gelautet, ein anderes Mal habe man eine Orientalische Nacht gefeiert. „Wir hatten 130 Gäste, ein edles Buffet und die ,Teddy Boys’ haben Tanzmusik gespielt.“
Ein Dankeschön an die Frauen
Sinn und Zweck der niveauvollen Feste sei es gewesen, den Zusammenhalt untereinander zu stärken, „und es war ein Dankeschön an unsere Frauen, die uns mittwochs zum Stammtisch gehen ließen“, schmunzelt Glaeser.
Anfang der 90er Jahre schlief der Einzelhandelsstammtisch ein - Nachwuchsprobleme . . .
Werbegemeinschaft existierte stets parallel
Parallel zum Stammtisch existierte stets die Werbegemeinschaft. Ende der 90er Jahre wurde Christian Isenbeck zum City-Manager ernannt, Hans-Hermann Hesse und Ralf Quardt übernahmen den Vorsitz der Werbegemeinschaft.
„Und da keimte bei uns der Gedanke des alten Stammtisches wieder auf“, erinnert sich Hans-Hermann Hesse zurück.
Die neuen Vorsitzenden sahen sich allerdings zwei Problemen gegenübergestellt. Zum einen gab’s nur noch wenige inhabergeführte Geschäfte, zum anderen herrschte Geldknappheit in der Kasse der Werbegemeinschaft.
Lockerer Freundeskreis
Also gründete man einen lockeren Freundeskreis, der sich nicht mehr rein aus Einzelhändlern, sondern auch aus Ehemaligen, aus Vertretern der großen Häuser, der Stadtverwaltung sowie aus dem Gastronomie- und Freizeitbereich zusammensetzte. „Wir sind klein angefangen, aber mit der Zeit wurde unsere Runde langsam wieder größer“, so Hans-Hermann Hesse.
Heute besteht der Kreis aus elf „Kümmerern“, wie sie Hesse bezeichnet, „wir kümmern uns noch immer um die Stadt, stellen heute jedoch keine Aktivitäten mehr auf die Beine, sondern setzen Impulse“.
Was geblieben ist, ist der Termin - Mittwochsabends . . .
Neu ist, dass sich die Freunde nicht mehr ausschließlich in einem festen Stammlokal treffen, sondern ab und an auch Ausflüge in die Hagener Kneipenszene unternehmen. Nach der Devise ,Stammtisch on tour“ - schließlich will man immer am Ball bleiben.