Hagen. . Elke Kramer hat ein offenes Ohr für die Nöte der Hagener Bürger – seit 15 Jahren.

Nein, körperlich besonders hart arbeitet Elke Kramer nicht – und trotzdem ist ihr Job wahrlich kein leichter. Denn die 51-Jährige benötigt dafür profunde Kenntnisse der Verwaltung, ein Händchen im Umgang mit Menschen und gute Nerven. Tagtäglich nimmt sie im Fachbereich des Oberbürgermeisters Anregungen und vor allem Beschwerden entgegen. Elke Kramer ist so etwas wie der städtische Kummerkasten.

Ein vermeintlich ungerechtfertigtes Knöllchen, zu viel Schmutz auf dem Gehweg oder Streit mit dem Nachbarn – die Wut-Liste der Hagener ist lang. Sie schreiben E-Mails und Briefe oder rufen im Rathaus an, um ihrem Ärger direkt an der Spitze Luft zu machen – und landen bei Elke Kramer. Dabei sind die Beschwerdeführer nicht unbedingt bester Laune, weiß die Verwaltungsmitarbeiterin: „Bis man sich so aufregt, dass man beim OB anruft, dauert es oft seine Zeit. Viele sind dann richtig ärgerlich.“

Der Beschwerde-Klassiker

Das weiß Elke Kramer seit nunmehr 15 Jahren. Denn während die Oberbürgermeister kamen und gingen, blieb sie ihrer Tätigkeit treu – und kennt die Charaktere ihrer Chefs somit ganz genau: „Der eine ist eher kumpelhaft zu den Bürgern, der andere gibt sich zurückhaltender.“ So oder so – ihr aktueller Vorgesetzter Jörg Dehm lese auf jeden Fall alle an ihn persönlich gerichteten Anschreiben und markiere, wo nachgehakt werden soll.

Bei der Frage nach dem Beschwerde-Klassiker muss die 51-Jährige verständlicherweise nicht lange überlegen: „Verwarnungsgelder im Straßenverkehr sind immer ein Reizthema.“ Und Ausreden, warum das Strafmandat natürlich völlig zu Unrecht verteilt worden sei, hat sie ebenfalls schon so ziemlich alle gehört.

„Das reicht von der Frage, warum das Parken ausgerechnet an dieser Stelle verboten ist, über Beschwerden, dass so spät noch Politessen unterwegs sind, bis hin zu der Begründung, man habe während des falschen Parkens ja schließlich etwas für die Stadt getan und in der Hagener City eingekauft.“ Und überhaupt seien es ja höchstens fünf Minuten gewesen, in denen der Wagen an besagter Stelle stand.

Meist ist das Knöllchen berechtigt 

Elke Kramer prüft die Einwände, leitet sie an die entsprechenden Abteilungen weiter oder holt dort genauere Erkundigungen ein. „Grundsätzlich gehe ich zunächst immer davon aus, dass die Bürger Recht haben“, sagt sie, „denn auch in der Verwaltung arbeiten Menschen – und Menschen machen Fehler.“

So kann es durchaus sein, dass jemandem die Androhung auf Stilllegung seines Autos ins Haus flattert, obwohl er die ausstehende KFZ-Steuer zwischenzeitlich bezahlt hat. Oder ein Anrufer kann belegen, dass die Beschilderung an einer Straße tatsächlich verwirrend und ein Parkverbot nicht zu erkennen war. Zumeist jedoch bliebe es beim einmal verhängten Knöllchen: „In den seltensten Fällen sind die ursprünglich gefällten Entscheidungen falsch gewesen.“

Auch nach 15 Jahren nimmt Elke Kramer die Anregungen und Beschwerden ihrer Mitmenschen ruhig und mit der nötigen Portion Verständnis entgegen – egal, ob es sich um einen „Neukunden“ oder um einen jener Menschen handelt, die ihre Sorgen und Nöte mit einer gewissen Regelmäßigkeit dem Oberbürgermeister vortragen möchten. Eines jedoch kann die 51-Jährige nicht leiden: Gerade in letzter Zeit sei es häufiger zu Beleidigungen gegenüber der Verwaltung oder der Politik gekommen. Nicht mit ihr: „Dann sage ich klar und deutlich, dass sie das bitte unterlassen sollen.“

Antrag an den Ausschuss

Häufiger gibt es auch Fälle, in denen sie zu einem Antrag an den Beschwerdeausschuss rät, bei dem sie für Schriftführung und Vorbereitung der Bürgeranträge verantwortlich zeichnet. Gehe es beispielsweise um Satzungsänderungen oder die eigene Übernahme der Straßenreinigung, sollte man durchaus diesen – wenngleich etwas komplizierteren – Weg gehen.

Trotz all der Klagen, die ihr unter den Oberbürgermeistern Thieser, Horn, Demnitz und Dehm zu Ohren kamen, wirkt Elke Kramer keineswegs grantig oder gar verbittert. Vielmehr gibt sie sich nach wie vor freundlich und bescheiden: „Ich bin eben einfach nur da. Das ist meine Hauptaufgabe.“