Hagen. . Die Staatsanwalt Hagen ermittelt gegen Thomas Bäkmann aus Harsewinkel. Dieser war auch bei Vox in der TV-Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ als schillernder Immobilien-Makler aufgetreten. Es besteht der Verdacht, dass er Anleger betrogen hat.
„Wenn ich heute tot umfalle, kann ich sagen: Ja, ich habe gelebt. Auf meinem Grabstein soll stehen: Nein, ich bereue nichts.“ Gesagt hat diese Worte Thomas Bäkmann. Es war am 23. Januar, als er im Studio der WDR-Sendung „Daheim und unterwegs“ saß. „Geld bedeutet Freiheit“, lautete das Thema. Und Bäkmann, der auch bei Vox in der Sendung „Mieten, kaufen, wohnen“ als schillernder Immobilien-Makler aufgetreten war, war als Millionen-Erbe eingeladen worden.
Bäkmann beschrieb sich selbst als jemanden, der „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“ war. Auf Vox ist er derjenige, der den Reichen und Schönen zu neuen Luxusimmobilien verhilft. Sein ausgefallenes Leben, so erklärt er, finanziere er durch ein Millionen-Erbe und - wie er selber sagt - dadurch, dass er 20 Jahre lang gut gearbeitet habe.
Anwältin bestreitet Vorwürfe
Aber es gibt auch eine Seite, die bislang in den Fernsehbeiträgen nicht vorgekommen ist: Unter dem Aktenzeichen 300 JS 562/12 ermittelt die Staatsanwaltschaft Hagen gegen den Mann aus Harsewinkel. Es besteht der Verdacht, dass er Anleger betrogen hat.
Bäkmann-Anwältin Olivia Holik: „Die Behauptungen sind falsch“
Thomas Bäkmann selbst schweigt gegenüber unserer Zeitung zu den Vorwürfen. Dafür spricht seine Anwältin Olivia Holik: „Die Behauptungen des Herrn Krassowski sind falsch. Herr Bäkmann hat zu keiner Zeit Geld von Herrn Krassowski entgegengenommen und das zweckentfremdet verwendet. Er hat auch nicht angegeben, dass er irgendwelche angeblich übergebenen Gelder des Herrn Krassowski für eine Kreditablöse bei der Sparkasse Bochum verwendet. Der Vortrag ist frei erfunden.“
Den Kreditvertrag bei der Commerzbank Hagen habe Herr Krassowski selbst abgeschlossen und unterzeichnet. Thomas Bäkmann sei bevollmächtigt gewesen, die Gelder aus den Kreditverträgen entgegenzunehmen. Die Beträge habe Herr Krassowski von Herrn Bäkmann erhalten.
Sämtliche Vollmachten seien auf Wunsch von Herr Krassowski erfolgt. Von einem Drängen könne nicht die Rede sein.
Von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sei nichts bekannt. Die Behörde habe telefonisch mitgeteilt, dass bei ihr kein Ermittlungsverfahren laufe.
Was weitere Fälle angeht, verweist die Berliner Juristin auf ein Urteil des Landgerichts Hannover (AZ 3 O 151/12). In dem Zivilverfahren hatte ein vermeintliches Betrugsopfer vor dem eigentlichen Verfahren vergeblich versucht, das Vermögen von Bäkmann sicherzustellen, um im Erfolgsfall vollstrecken zu können.
Dabei könnte es um Millionen gehen. Mindestens 23 Anleger - unter anderem aus Hagen, Wetter, Iserlohn, Menden und Soest - fühlen sich betrogen. Bäkmann, so geben sie an, soll ihnen geraten haben, Mietwohnungen für die Altersvorsorge zu erwerben. Er soll Kredite organisiert und immer wieder Umschuldungen vorgenommen haben, bis Anleger wie der Hagener Walter Krassowski völlig den Überblick verloren.
Thomas Bäkmann selbst lässt über seine Berliner Anwältin Olivia Holik sämtliche Vorwürfe bestreiten. Ob sich der Verdacht gegen ihn erhärtet, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen.
Dessen ungeachtet findet Walter Krassowski aus Hagen deutliche Worte: „Thomas Bäkmann hat mich betrogen, mich um mein Vermögen gebracht“, sagt der Mann, der einst aus Russland nach Deutschland gekommen war, mit seiner Schwester in einer bescheidenen Mietwohnung in Hagen lebt und Zeit seines Lebens große Teile seines Gehaltes gespart hat.
"Er hat mir seine Hilfe angeboten"
Drei Wohnungen besaß Krassowski. Immobilien, die er über die Köllner-Gruppe (welche im Schrottimmobilien-Skandal im Zusammenhang mit der Badenia-Bausparkasse in die Schlagzeilen geraten war) erworben hatte. „Auch Thomas Bäkmann war Ende der 90er Jahre mit meinem Ansprechpartner bei der Köllner bei mir zu Hause“, erzählt Krassowski.
Als Krassowski Anfang 2007 eine seiner Wohnungen verkaufen will, tritt Bäkmann wieder auf den Plan. Mit einem Rolls Royce, der von einem Chauffeur gesteuert wird, fährt er vor dem Mehrfamilienhaus vor. „Er hat mir seine Hilfe angeboten“, sagt Walter Krassowski. „Er wollte bestehende Kreditverträge auflösen und hat mir erklärt, dass er dafür Sicherheiten bräuchte.“ Insgesamt 99.500 Euro habe er in seiner Wohnung an Bäkmann zwischen 2007 und 2009 übergeben. „Meine Schwester war bei einigen Terminen zugegen.“ Quittungen, so sagt Krassowski, habe er nicht erhalten. Wo das Geld geblieben sei, wisse er nicht. Es sei jedenfalls nicht bei der Sparkasse Bochum angekommen.
„Ich habe das Zickigsein erfunden“
Am 23. Januar stand „Millionär“ Thomas Bäkmann im Fokus der WDR-Sendung „Daheim und unterwegs“. Es ging um das Thema „Geld bedeutet Freiheit“.
In der Ankündigung für die Sendung ist Folgendes zu lesen: „Er hat ausgesorgt. Er hat reichlich geerbt, besitzt ein Pelz- und Schmuckgeschäft in Bad Pyrmont - ein Geheimtipp unter seinen Kunden aus aller Welt: Bäkmann verkauft vorwiegend an reiche Russen und Kunden aus den arabischen Emiraten, die in Bad Pyrmont zur Kur sind.“
„Wenn ich heute tot umfalle, kann ich sagen: Ja ich habe gelebt“, erklärte Bäkmann im Studio, „auf meinem Grabstein soll stehen: Nein, ich bereue nichts.“
Bäkmann gibt vor, ständig mit einem Friseur unterwegs zu sein. Selber würde er morgens keinen Kamm in die Hand nehmen.
„Das Wort Millionär hasse ich“, so Bäkmann in der Sendung. Und weiter: „Ich habe 20 Jahre gearbeitet, zusammen mit einer Firma, in der ich gut und gerne gearbeitet habe. Ich brauche das Arbeiten, kann keine fünf Minuten rumsitzen.“
Sich selbst bezeichnet Bäkmann als „durchgeknallt, abgehoben und zickig“. „Ich habe das Zickig-Sein erfunden, das gebe ich zu“, sagt Bäkmann, der mit einem ehemaligen Finanzbeamten verheiratet ist.
Wie nahezu alle potenziellen Opfer hat auch Walter Krassowski Kredite bei der Commerzbank. Allerdings lange Zeit, wie er sagt, ohne davon gewusst zu haben. Die entsprechenden Verträge über die Privat-Darlehen über 26 700 Euro vom 8. Oktober 2009 und 24.290 Euro vom 27. Januar 2010 hat er sich mittlerweile schicken lassen. Unter den Verträgen steht sein Name. „Aber die Unterschriften sind nicht von mir“, sagt er. „Das Geld habe ich nie erhalten.“
Am 8. Juni 2010 fährt Krassowski zu einem Notar in Bäkmanns Wohnort Harsewinkel. Dort unterzeichnet er eine Vollmacht, die im Nachhinein auch die Auszahlung des Geldes aus den Krediten an Bäkmann rechtfertigt. Er bestätigt auch, das Geld von Bäkmann erhalten zu haben. Und er berechtigt Bäkmann, privatrechtliche und notarielle Verträge jeglicher Art für ihn zu unterzeichnen. „Mir war nicht klar, was ich da unterzeichnet habe“, sagt er heute. „Bäkmann hat damals erklärt, er bräuchte dieses Dokument als Sicherheit, da er doch schon so viel für mich getan habe.“
Auch Mendener betroffen
Krassowski aber ist nicht der einzige, der Thomas Bäkmann Betrug vorwirft. Auch die Familie K. (Name der Redaktion bekannt) aus Menden, die ein geistig behindertes Kind hat, behauptet, der Immobilien-Makler habe sie betrogen. „Wir bewohnen unser eigenes Haus mit Einliegerwohnung, das nur noch mit 50.000 Euro belastet war“, sagt der Lagerist Andreas K. „Heute haben wir Schulden von mehr als 400.000 Euro.“
Auch K. hatte Kontakt zur Köllner. 2005 kauft die Familie als „optimale Altersvorsorge“ zwei Mietwohnungen in Springe für jeweils knapp 100.000 Euro. „Bäkmann hat uns die Wohnungen vermittelt“, sagt Andreas K. „30.000 Euro haben wir ihm in bar gegeben. Er versprach, sich um alles zu kümmern.“ Kredite haben Andreas und Petra K. heute bei der Deutschen Kreditbank (DKB), bei der Bausparkasse BHW, der ING-DiBa und - bei der Commerzbank Hagen. „Die Wohnungen, für die wir einst 200.000 Euro bezahlt haben, sind heute noch je 30.000 Euro wert“, sagt Andreas K.
"Der Vortrag ist frei erfunden"
Bäkmann-Anwältin Olivia Holik bestreitet diese Vorwürfe: „Die Behauptungen des Herrn Krassowski sind falsch“, sagt sie. „Der Vortrag ist frei erfunden.“ Von Ermittlungen sei nichts bekannt. Die Staatsanwaltschaft Hagen habe ihr erklärt, dass es kein Verfahren gegen Thomas Bäkmann gebe. Im übrigen verweist sie auf ein Zivilverfahren am Landgericht Hannover (AZ 3 O 151/12), in dem Familie K. vergeblich versucht hatte, vor dem eigentlichen Verfahren das Vermögen von Bäkmann sicherzustellen, um es dann später im Erfolgsfall vollstrecken zu können.
Um die Familie K. aus Menden, um Walter Krassowski und um weitere Anleger kümmert sich der Iserlohner Betriebswirt Fritz Engelbrecht, der bereits im Zusammenhang mit dem Mendener Sparkassenskandal Opfer beraten hatte. Im Falle der Familie K. hat er Kontakt zu den Banken aufgenommen und eine Zwangsversteigerung des Eigentumshauses zunächst abgewendet. „Dass die Gutgläubigkeit von Menschen so schamlos ausgenutzt wurde, habe ich selten erlebt“, sagt er.