Hagen. . Eine neue Sex-Steuer soll dazu beitragen, dass Hagens dramatische Haushaltssituation sich ein wenig entspannt. Es ist ein Verwaltungsakt im Schatten des zwischenmenschlichen Verkehrs, der jährlich immerhin 30.000 Euro einbringen soll.

Eine neue Sex-Steuer soll dazu beitragen, dass Hagens dramatische Haushaltssituation sich ein wenig entspannt. Dabei müssen die Besucher der einschlägig bekannten Etablissements allerdings nicht damit rechnen, dass sie bereits im Rotlicht der Pforten-Laterne von einem städtischen Mitarbeiter mit dem kommunalen Klingelbeutel abkassiert werden.

Vielmehr möchte Kämmerer Christoph Gerbersmann spätestens ab 2014 bei den örtlichen Bordellbetreibern die Hand aufhalten. Ein Verwaltungsakt im Schatten des zwischenmenschlichen Verkehrs, der jährlich immerhin 30.000 Euro einbringen soll. Der Freier wird’s spätestens beim Feilschen um den Hurenlohn zu spüren bekommen.

30.000 Euro Einnahme

Die Stadt Hagen, die bislang im Bereich der Vergnügungssteuer lediglich bei den Spielautomaten (Jahreseinnahme: ca. 2,7 Millionen Euro), den Table-Dance-Drehscheiben sowie Pornokino-Betrieben mitverdient, betritt mit der Einführung einer so genannten "Steuer für sexuelle Dienstleistungen" keineswegs finanztechnisches Neuland. In Bonn beispielsweise müssen die Damen, die ihre Dienste am Straßenstrich offerieren, zunächst an einem Automaten für sechs Euro ein Tagesticket ziehen, bevor sie zur Tat stöckeln dürfen.

Die Städte Köln (1500 Prostituierte) und Dortmund machen sich sogar die Mühe, die Servicekräfte des horizontalen Gewerbes einzeln zu erfassen und steuerlich abzukassieren. Einige Städte haben sogar "Testfreier" losgeschickt, um in die Tiefen der freiberuflichen Erotikbranche bis hinter die letzte Wohnungstür vorzudringen, wo Damen mit Kunstnamen und Handynummer sich in privater Umgebung was dazuverdienen.

Abrechnung per Quadratmeter

Ein gigantischer Aufwand, den Kämmerer Gerbersmann gar nicht erst betreiben möchten: "Vielfach handelt es sich um Frauen, die zum Teil aus dem Ausland kommen, nur ein paar Wochen in Hagen tätig sind und dann schnell wieder verschwinden."

Ebenso sei die Veranlagung von selbstständigen Prostituierten, die auf eigene Rechnung in Bordellen ihre Körper anböten, nur schwer zu erfassen und somit eher unwirtschaftlich. Stattdessen möchte die Stadt quadratmeterweise die fünf Hagener Bordellbetriebe und Saunaclubs steuerlich zur Kasse bitten.

"Mindestens 30 000 Euro"

Da in der Nachbargemeinde Iserlohn – hier verdienen bei lediglich 95 000 Einwohnern immerhin sieben Erotikbetriebe ihr Geld mit Sex-Service – jährlich etwa 45 000 Euro in die Stadtkasse fließen, kalkuliert Gerbersmann vorsichtig optimistisch: „Da sollten doch auch in Hagen mindestens 30 000 Euro zusammenkommen.“ Genauere Zahlen gibt es jedoch erst, wenn ein städtischer Mitarbeiter die registrierten Erotik-Betriebe in der Innenstadt sowie in Haspe und Wehringhausen mit dem Zollstock exakt vermessen hat.

Vor diesem Hintergrund käme es den städtischen Finanzjongleuren durchaus gelegen, wenn jene Hamburger Rotlicht-Figur, die auf St. Pauli nicht nur das größte Laufhaus betreibt, sondern in Vorhalle auch das Gut Niederste-Hülsberg besitzt, mit der angekündigten Etablierung eines gehobenen Erotik- und Wellness-Betriebes beginnt.

Die Anzahl der im Rahmen der Bauvoranfrage aufgelisteten Parkplätze und Nasszellen lässt erahnen, dass das Edel-Bordell im Ruhrtal sich für die Stadt mit Blick auf potenzielle Sex-Steuer-Einnahmen als charmante Goldgrube entpuppen könnte . . .