Hagen. . 100 Unterstützerunterschriften braucht die Vorsitzende der Hagener Piratenpartei Kerstin Brinkmann, um am 13. Mai bei der Landtagswahl für die Piraten antreten zu dürfen. Dafür stellt sich die forsche 38-Jährige auch mal vors Rathaus, um eilende Stadtverordnete zur Unterschrift zu bewegen.

Eines muss man Kerstin Brinkmann (38) lassen: Auf den Mund gefallen ist die Vorsitzende der Hagener Piratenpartei nicht. Und eine gewisse Schelmhaftigkeit ist ihr auch nicht abzusprechen. Passte sie doch gestern vor dem Rathaus die zur Sitzung des Stadtrates eilenden Stadtverordneten ab und bat um deren Unterschrift. Denn die Neu-Politikerin braucht 100 Unterstützungsunterschriften, um bei der Landtagswahl am 13. Mai für die Piraten antreten zu dürfen.

Sie wolle das Demokratieverständnis der Hagener Ratsvertreter auf die Probe stellen, begründete die alerte Frau ihre Aktion unter der politischen Konkurrenz. Und tatsächlich brachte sie mehrere der Angesprochenen dazu, über ihren Schatten zu springen. Hildegund Kingreen von den Grünen etwa wollte zuerst nicht unterschreiben, tat es aber dann doch: „Die Programmatik der Piraten ist mir eigentlich zu dünn. Aber ich habe nichts gegen die direkte Demokratie.“ Ihr Fraktionskollege Rainer Preuß blieb dagegen standhaft und verweigerte der Piratin seine Unterstützung.

Nicht jeder Politiker unterschreibt auf der Piraten-Liste

Kurz darauf wiederholte sich dieses Spiel mit zwei CDU-Politikern. Detlef Reinke erklärte zwar, grundsätzlich solle jede demokratische Gruppierung auf dem Wahlzettel stehen: „Ich kämpfe aber ausschließlich für meine Partei.“

Heinz-Dieter Kohaupt dagegen ließ sich von der forschen Piratin nicht zweimal bitten: „Jetzt fliege ich sicherlich aus der CDU“, schmunzelte er, um in ernsterem Tonfall hinzuzufügen: „Ich ermögliche jedem Menschen gerne, seine demokratischen Rechte und Pflichten wahrzunehmen.“ Auch Stephan Treß (CDU), Hans-Otto Mar­scheider (Bürger für Hagen) und Ernst Schmidt (Hagen Aktiv) hatten keine Problem damit, Kerstin Brinkmann die Kandidatur zu ermöglichen.

Aufschlussreiche politische Diskussionen

Jochen Weber (SPD) aus Haspe wollte davon nichts wissen: „Wenn einer von uns bei Ihnen unterschreibt, wäre das parteischädigend“, beschied er der Newcomerin: „Sie werden lernen müssen, dass man nicht in anderen Parteien wildert.“

Als sich die Türen des Ratssaales schlossen, war Kerstin Brinkmann, die ihr Geld als selbstständige Kauffrau verdient und auf Platz 29 der Landesliste ihrer Partei steht, immerhin um fünf Unterschriften und einige aufschlussreiche politische Diskussionen reicher.