Hagen.

Mehr als 300 Mitarbeiterinnen aus Südwestfalen haben sich am Donnerstag auf einer Betriebsversammlung im Kegel-Casino über die Zukunft der insolventen Drogeriekette Schlecker informiert. Seit wenigen Tagen steht fest: In Hagen schließen vier Filialen. Viele Frauen werden ihren Arbeitsplatz verlieren.

Vor der Schlecker-Filiale in der Leiblstraße sammeln sich gestern Mittag zehn Kunden, die warten, dass der Laden öffnet. Wegen der Betriebsversammlung, steht an der Eingangstür geschrieben, öffnet der Drogeriemarkt an diesem Donnerstag erst um 13 Uhr. Ab dem 24. März bleiben die Türen für immer zu – der Markt ist neben den Läden in der Bahnhofstraße, dem Alemannenweg und der Rummenohler Straße eine von vier Filialen in Hagen, die dicht macht. „Das ist traurig“, sagt Jordaner Grouios. Viele Anwohner des Rembergs würden den kleinen, familiären Markt vermissen. „Es gibt doch eine treue Stammkundschaft.“

Gedrückte Stimmung

Im großen Saal des Kegel-Casinos sitzen unterdessen wenige Stunden zuvor 300 Schlecker-Frauen. Die Stimmung ist gedrückt. „Wir bekommen von Kunden viel Zuspruch“, sagt Ramona Federico, Verkäuferin aus Hohenlimburg. „Manche sagen, sie kommen jetzt extra oft zu uns, damit wir Umsatz machen. Das ist rührend.“ Ein Großteil der Frauen, die jetzt um ihren Job bangen, ist seit Jahren, manche seit Jahrzehnten bei Schlecker. „Man will es noch nicht wahr haben“, meint Anja Kock, Betriebsrätin aus Hagen, „wir dachten immer, unsere Arbeitsplätze seien sicher.“

Fast der Hälfte der Mitarbeiter wird deutschlandweit gekündigt werden. Auch in Hagen werden rund 50 Prozent ihren Job verlieren. Wer das sein wird, das weiß so genau noch niemand. Die Kündigungslisten liegen noch nicht vor. Banges Ausharren daher auch gestern im Kegel-Casino. „Diese Ungewissheit ist fast das Schlimmste“, sagt Verkäuferin Annette Zweers.

"Kein schlechter Arbeitsmarkt"

Denn seitens des Büros des Insolvenzverwalters ist entgegen einer Ankündigung gestern niemand zur Betriebsversammlung gekommen. „Das ist zusätzlich enttäuschend für die Mitarbeiter“, sagt der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Mario Schmidt. Viele Fragen, zum Beispiel, was mit angespartem Urlaub bei einer Entlassung im Insolvenzverfahren geschehe, bleiben daher unbeantwortet.

Dafür hat die Agentur für Arbeit, die Informationen zum Insolvenz- und Arbeitslosengeld gibt, einen kleinen Lichtblick in dem derzeit so trüben Alltag der Schlecker-Frauen. „Die Mitarbeiter, die von einer Entlassung betroffen sein werden, treffen auf keinen schlechten Arbeitsmarkt“, sagt der Hagener Agentursprecher Ulrich Brauer. Im Handel gebe es aktuell eine Reihe Stellengesuche – in Hagen und NRW-weit.