Haspe. . Das ist nur was für Hartgesottene: Das Café Halle auf dem Tücking hatte am Samstagabend bei sibirischer Kälte zum Freiluft-Kino geladen. Unsere Reporterin gönnte sich die „Feuerzangenbowle“.
54-prozentiger Rum und die richtige Strategie tauchen den Zuckerhut in ein blaues Flammenmeer. Die gusseiserne Kelle zunächst in der heißen Bowle anwärmen. Den Rum dann in die Kelle füllen und bereits dort anzünden. Den Zuckerhut mit der brennenden Flüssigkeit tränken – et voilà: Die Feuerzangenbowle brennt.
Im Zwiebel-Look schwinge ich mich in mein eiskaltes Auto. Minus 9 Grad blinken mir entgegen. Und nun zu einer Open-Air-Veranstaltung? Ich friere jetzt schon. Immerhin steht ein süß-süffiges und vor allen Dingen heißes Getränk im Mittelpunkt des Abends. Passend zur Feuerzangenbowle zeigt das Café Halle den dazugehörigen Filmklassiker mit Heinz Rühmann. Draußen!
Eingepackt an Feuerkörben
Der Weg zum Veranstaltungsort führt über den Tücking, mehrere hundert Meter „offroad“ durch den stockdunklen Wald. Ich verriegle vorsichtshalber die Türen. Glücklicherweise sehe ich schon bald von weitem die vier mal sechs Meter große Leinwand vor dem Café. Drinnen ist der Bär los. Auf dem Hof scharen sich dick eingepackte Besucher um Feuerkörbe und halten sich an dampfenden Tassen fest.
Frank Fischer und seine Frau Sylvia sind seit etwa drei Jahren Pächter des Lokals. „Auf Gäste warten, nein danke. Wir wollen immer in Bewegung und im Gespräch bleiben“, erzählt er mir. Gerade im Januar und Februar müsse er den Kunden etwas bieten. Viel Werbung mache er trotzdem nicht. „Ich lebe von Mund-zu-Mund-Propaganda.“
Kugelschreiber versagen Dienst
Auf dem Weg zur Bowle gibt mein Kugelschreiber endgültig den Geist auf. Auch den zwei bis drei Ersatzexemplaren, die ich standardmäßig dabei habe, ist es anscheinend zu kalt. Kein Kuli will mehr schreiben. Ich muss mir einen Bleistift ausleihen. Meine Finger sind mittlerweile Eiszapfen, und ich freue mich auf eine heiße Tasse. „Das wärmt von innen.“
Die Frau an der Bowle heißt Susanne Kolbe und ist eine Freundin der Fischers. Ihr Rezept ist klassisch: Rotwein, Rum, Orangen- und Zitronenscheiben, Vanilleschoten und natürlich der Zuckerhut. Ich fachsimple mit ihr über die perfekte Bowle, weitere Zutaten wie Zimt, Sternanis und Saft sowie den richtigen Alkoholgehalt des Rums. „50 Liter Bowle habe ich vorbereitet“, sagt sie und wendet sich wieder ihrem Kessel zu.
Projektor trotzt den Temperaturen
Die Feuerzangenbowle schmeckt fruchtig und weniger süß als die, die ich zu Weihnachten mache. Dr. Johannes Pfeiffer alias Heinz Rühmann flackert über die Leinwand. Temperaturen unter Null würden dem Projektor nichts ausmachen, meint Filmvorführer Basir Najimi.
Der letzte Schluck ist kalt. Das bleibt bei dem Wetter nicht aus. Da helfen nur ein Abstecher ins Warme oder eine zweite Runde.