Hagen. Professionelle Einbrecher-Banden haben Hagen im Visier - und sie werden immer aktiver. Seit 2007 hat sich die Zahl der Wohnungs- und Hauseinbrüche verdoppelt. Bei der Polizei hofft man auf Hilfe aus der Bevölkerung.
Es ist wie eine Seuche, die sich seit zwei Jahren kreuz und quer durch die Stadt zieht. Und sie wird virulenter: Organisierte Einbrecher-Banden nehmen sich Stadtteil für Stadtteil vor.
Sie reisen mit alten Autos an, spähen Viertel im bürgerlichen Milieu aus und schlagen zu, wo es ihnen einfach und einträglich erscheint. Bereits 2010 gab es einen dramatischen Anstieg der Wohnungs- und Hauseinbrüche. Im vergangenen Jahr wurde die Zahl noch einmal getoppt. Im Vergleich zum Jahr 2007 hat sich die Zahl der Einbrüche verdoppelt.
Im Polizeipräsidium werden drei Gruppen unterschieden:
- Die alteingesessenen Einbrecher, die professionell ihr Handwerk ausüben, und meist polizeilich bekannt sind.
- Drogenabhängige, die schnelle Brüche ausüben, um sich ihre Sucht zu finanzieren.
- Reisende Banden, die seit einigen Jahren gezielt operieren. Sie kommen aus Südosteuropa, sind professionell organisiert und wurden geschult.
Auf die Banden soll Druck ausgeübt werden
Die letzte Gruppe bereitet der Polizei erhebliche Probleme. Es ist ein landesweites, sogar ein bundes- und westeuropaweites Problem. Mit der Öffnung der Grenzen nach Südosteuropa schnellte die Zahl der Einbrüche nach oben. Die Täter wurde eingeschleust, leben an einigen zentralen Orten und strömen in Kleingruppen in unterschiedliche Städte aus, um sie direkt nach den Brüchen wieder zu verlassen.
Für die Polizei sind sie kaum zu fassen. Ende 2010 wurde am Polizeipräsidium Hagen ein Wohnung-Einbruchs-Bekämpfungskonzept aufgestellt. Auf die Banden soll Druck ausgeübt werden. Die Polizei hält mit mehr Streifenfahrten in Wohngebieten, auch mit zivilen Kräften, dagegen. Sie schmeißt Flyer durch auf Kipp stehende Fenster, um Bürger zu warnen und, und, und. Doch bislang fruchtet es nicht. Mal sinkt die Zahl der Brüche kurzfristig, dann geht sie wieder nach oben.
Für einen großen Teil der Bevölkerung wirkt das Thema wie ein Phantom. Denn trotz durchschnittlich mittlerweile rund zwei Wohnungseinbrüchen pro Tag, sind die wenigsten Menschen direkt betroffen. Eine trügerische Sicherheit, warnt die Polizei. „Die Gefahr droht überall für jeden“, sagt Polizeipräsidentin Ursula Steinhauer. Selbst in hoch gelegene Wohnungen klettern die Diebe. So wie jüngst an der Hochstraße, als ein Täter ein Fallrohr bis in die vierte Etage hochkraxelte und durch eine gekippte Balkontür in die Wohnung stieg.
Gekippte Fenster sind eine Einladung
„Die Bevölkerung schützt sich zu wenig“, betont die Chefin der Behörde auf der Hoheleye. In der aktuellen Dimension sei Wohnungseinbruch etwas, das die Polizei nicht alleine erfolgreich bekämpfen könne. Die Polizei sei auf Hilfe aus der Bevölkerung angewiesen. „Jedes Querriegelschloss vor einer Tür ist für die Täter ein zusätzliches Problem“, macht Kriminaldirektor Helge Borgmann deutlich. Denn Einbrecher suchen den schnellen, unkomplizierten Erfolg.
Gekippte Fenster seien eine Einladung – auch dann, wenn man nur kurz im Keller die Wäsche aufhängt. Die Einbrecher sind in sekundenschnelle in der Wohnung und in wenigen Minuten wieder draußen. Zurück bleiben eine durchwühlte Wohnung und der Verlust von Wertgegenständen und Geld. Nicht zuletzt auch die Tatsache, dass jemand in die Privatsphäre eingedrungen ist. Viele Menschen fühlen sich von dem Moment an unsicher und unwohl. Nicht wenige ziehen nach einer Zeit aus.
Ein Zwischenziel sei es, den Anteil der abgebrochenen Tatversuche zu erhöhen, sagt Borgmann. Bei rund einem Drittel der Einbrüche geben die Täter auf, weil es ihnen zu kompliziert wurde oder weil sie gestört wurden. „Nachbarn sollten immer ein offenes Auge haben. Es ist besser, jemand ruft einmal zu viel an als einmal zu wenig.“, sagt Polizeipräsidentin Steinhauer.
Denn mit mehr Fürsorge wäre jüngst ein Einbruch im Flyer Viertel wohl gescheitert. Dort hatte eine Frau mitbekommen, dass es über ihr in der Wohnung ungewöhnlich rumpelt. Sie wunderte sich, unternahm aber nichts. Daher konnten die Diebe ungestört arbeiten und zwei Wohnungen ausräumen. „Ein Anruf“, sagt Hauptkommissar Peter Carl, „hätte uns sehr geholfen.“ Über die 110 könne sich jeder melden, dem etwas verdächtig vorkommt.