Es ist ein Stück deutscher Zeitgeschichte und enthält spritzig-witzige sowie melancholische Nummern. „Die Comedian Harmonists“, ein Schauspiel mit Musik, feiert am Samstagabend im Stadttheater Premiere.
Die Parabel über Künstlerschicksale im Dritten Reich kommt dank zahlreicher Ohrwürmer - wer kennt nicht „Veronica, der Lenz ist da“ und „Mein kleiner grüner Kaktus“? - nicht schwermütig und ernst daher, sondern besticht durch Leichtigkeit und Perfektion.
Erfolge und Zusammenbrüche
„260 Seiten Musik und Text, das ist ganz hohe Schule und übertrifft mengenmäßig jede Oper“, betont der Musikalische Leiter Andres Reukauf, der gleichzeitig auf der Bühne auch den Part des Pianisten übernimmt. Die Geschichte des berühmtesten Gesangsensembles der Weimarer Republik (Reukauf: „Die Comedian Harmonists waren die erste deutsche Boy-Group“) ist gekennzeichnet durch enorme Erfolge und massive Zusammenbrüche.
„Das Ensemble stand unter immensem Produktionsdruck und wurde zu immer neuen Nummern gezwungen“, erläutert Regisseur Thomas Weber-Schallauer, der spannend den Weg der Sänger, die in den 20er Jahren eine steile Karriere machten und in der Nazizeit aufgrund ihrer teilweise jüdischen Herkunft mit Auftrittsverbot belegt wurden. Als „Nachfolge-Ensemble“ wurde von politischer Seite „das arische Meister-Sextett“ hochgejubelt, das an die Skurrilität und Lebensweisheit der Comedian Harmonists jedoch nie herankam.
Uraufführung 1997 in Berlin
Zur Entstehungsgeschichte des Schauspiels mit Musik: Der Autor Eberhard Fechner führte 1976 mit den damals noch lebenden vier Comedian-Harmonists-Sängern Interviews, schuf eine Filmdokumentation und schrieb ein Buch. Darauf basierend entstand das Schauspiel mit Musik von Gottfried Greifenhagen, das 1997 in Berlin uraufgeführt und seitdem an vielen Bühnen umjubelt wurde. Im Hagener Theater wurde es bislang noch nie gezeigt, allerdings auf der vor Jahren noch existierenden Kleinkunstbühne Tor 2 in Eilpe.
Das aktuelle Bühnenbild wird durch einen Übersee-Koffer, der die Konzerttourneen des Ensembles und dessen Flucht ins Exil widerspiegelt, bestimmt. „Das amüsante Lehrstück mit Kammerspielatmosphäre findet in oder vor dem acht Meter hohen und sechs Meter breiten Koffer statt“, so Ausstatter Peer Palmowski. Die Sparkasse Hagen unterstützt das Jubiläums-Spielzeit-Stück finanziell; der Theaterförderverein spendiert im Rahmen von „Jeder Schüler ins Hagener Theater“ 3000 Freikarten für Jugendliche ab Klasse 9. Für die Premiere am Samstagabend gibt’s nur noch Restkarten.
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