Hagen. .

Entgegen anderslautenden Trends im Freizeit- und Ehrenamtsbereich können sich die Hagener Imker über Mitgliederzuwächse nicht beklagen. Thomas Friese vom Hagener Imkerverein gab WR-Redakteur Martin Krehl Einblicke ins Vereinsleben.

Wieviele Mitglieder hat der Imkerverein Hagen zur zeit?

Thomas Friese: In den letzten zehn Jahren haben wir unseren Mitgliederbestand von etwa 50 auf heute 103 Mitglieder verdoppelt. Insgesamt betreuen unsere Mitglieder 339 Bienenvölker.

Wie ist der Altersdurchschnitt Ihrer Mitglieder?

Während man früher davon ausging, dass man für dieses zeitraubende Hobby nur Menschen in fortgeschrittenem, meist sogar erst im Rentenalter begeistern kann, kommen heute zunehmend auch junge Leute zu unseren Kursen und Veranstltungen. Ich selbst bin 37 Jahre alt. Für Kinder ist das allerdings noch nichts, Bienen schafft man sich nicht an wie Goldhamster.

Gibt es auch außerhalb Ihres Vereins Imker mit eigenen Völkern?

Nur ganz wenige, denn nur über den Verein kommen Sie an wichtige Informationen, an zentral und deshalb preiswert eingekaufte Medikamente, an den Versicherungsschutz. Neben dem Imkerverein hagen gibt es im Stadtgebiet noch Vereine in Haspe und Hohenlimburg.

Auf dem Land gibt’s nur Rapsfelder


Kann man denn in einer großen Stadt wie Hagen überhaupt Bienen halten?

Oh, ja, viel besser sogar als in der landwirtschaftlich geprägten Umgebung. In der Stadt gibt es die vielfältigste Blütenpracht das ganze Jahr über, in der Landwirtschaft blühen in nennenswertem Umfang vielleicht im Frühjahr die Rapsfelder, sonst aber nichts.

Wo stehen denn zum Beispiel Ihre Bienenkörbe?

Meine Völker stehen in der Kleingartenanlage am Goldberg. Denken Sie mal an die Christian-Rohlfs-Straße mit der Lindenallee, das gibt es auf dem Land so nicht. Bahndämme mit Beerenbewuchs, Ahorn- und Akazienalleen, sogar Obstbäume, alles gibt es in der Stadt so reichlich, dass Bienen davon guten Honig liefern können. Theoretisch könnte man seine Völker in der Stadt auch auf einem Balkon halten. In Berlin stehen Bienenstöcke auf Dächern am Kudamm, in Köln auf dem Dach des Römisch-Germanischen Museums.

Müssen die Völker auch im Winter betreut werden?

Kaum, die Bienen kommen durchaus außerhalb der Erntezeit mehrere Wochen alleine klar, ich kann ruhigen Gewissens das ganze Jahr über in den Urlaub fahren. Im Winter, etwa von Oktober bis März, schlafen die Bienen, dann passiert bei den Tieren ja nichts, das ist die Zeit, um alle Gerätschaften sauber zu machen und zu reparieren, damit bei der ersten Ernte alles fertig ist.

Wann ist denn das?

Die erste Öffnung der Stöcke erfolgt im Frühjahr etwa Ende April. Und Ende Mai ernten Imker schon das erste Mal, wir tun dies dann im Rahmen einer öffentlichen Vorführung am Lehrbienenstand im Freilichtmuseum mit dem Kreisimkerverband zusammen.

Wie fit sind die Hagener Bienen?

Uns ärgert, dass immer wieder über Krankheiten gesprochen wird, die Bienen angeblich haben. Die Völker in Hagen sind nicht durchweg von Krankheiten bedroht und waren es auch nicht, wir haben da gar keine Sorgen. Hier passieren keine Dramen.

Wie wird man Hobby-Imker?

Zum Beispiel in dem man einen Kursus besucht, den wir mit der Volkshochschule zusammen anbieten. Der nächste beginnt am 18. Januar, da sind noch Plätze frei. Das ist schon der 13. Kursus in Folge. Die Resonanz ist immer noch sehr gut.

Kursteilnehmer können am Ende ein eigenes Volks kaufen, einen sogenannten Ablegerkasten. Bis zur ersten Öffnung wird viel Theorie gelehrt, für die Praxis bekommen die Teilnehmer von uns auch Imkerhauben. Wir treffen uns mit den Teilnehmern zunächst mittwochs abends in der Villa Post, dann ab April im Freilichtmuseum.