Hagen.
Eigentlich schleudern die Imker Ende Mai den ersten Honig. Die Bienen beginnen nach der Winterruhe im Frühling mit der Nektarsuche und haben dann genügend Honig gesammelt. In diesem Jahr ist es anders.
„Angesichts der niedrigen Temperaturen fliegen die Bienen nicht wie gewohnt“, so Heinrich. „Sie sind, wenn man so will, drei bis vier Wochen zurück.“
Im Bienenstock ist es noch schön warm
Tatsächlich ist der Andrang vor den Einfluglöchern überschaubar. Viele der nützlichen Insekten müssen derzeit im Stock bleiben, um mit ihrer Körperwärme zu den dort notwendigen Temperaturen, die die Brut zum Überleben braucht, beizutragen. Die wenigen Tiere, die ausfliegen, liefern weniger Nahrung in Form von Nektar an, was wiederum zur Folge hat, dass die Königin weniger Eier legt. Deshalb wachsen die Völker nicht wie in normalen Jahren.
Und das, obwohl die Varroa-Milbe den Imkern ohnehin zu schaffen macht. Fünf seiner zwölf Völker hat Heinrich im Winter durch den Schädling verloren. „Glücklicherweise betreiben die meisten von uns die Imkerei als Hobby“, sagt er. Auf Importe aus dem Ausland verzichten die Hagener Imker: „Solche Völker können neue Krankheiten einschleppen. Wir helfen uns lieber gegenseitig.“ Die Imker hoffen jetzt auf die zweite Ernte im August, die diesmal die erste (und einzige) sein wird.
Keine Bestäubung, keine Früchte
Auch die Obstbauern dürften die Folgen des ausbleibenden Bienenflugs langfristig zu spüren bekommen. „Ich befürchte eine dramatische Fehlentwicklung“, so Ralf Blauscheck von der Biologischen Station Hagen. „Auf den Hagener Höhen hatten wir kürzlich noch Nachtfrost. Wahrscheinlich werden viele Blüten in diesem Jahr nicht befruchtet.“
Honigbienen seien die wichtigsten Bestäuber aller hiesigen Obstsorten, ihre „Arbeit“ könnten Hummeln, Wildbienen und Fliegen nicht ersetzen. Keine Bestäubung, keine Früchte. Blauscheck: „Die Apfelernte wird wohl massiv einbrechen.“