Hagen. . Mit einer konzertierten Aktion gehen die Hagener Imker gegen die verhasste Varroa-Milbe vor. Die Milbe gilt als Hauptursache des immer wieder auftretenden massenhaften Bienensterbens.
Sie hat sich auf Honigbienen spezialisiert, Wildbienen oder Hummeln lässt sie in Ruhe, aber Honigbienenvölker peinigt sie bis zur Ausrottung. Die Rede ist von der Varroa-Milbe, einem Blut saugenden Parasiten, der sich weiß und stecknadelkopfgroß auf den Bienenleibern festfrisst und die nützlichen Insekten mit tödlichen Krankheitserregern infiziert. Der Name Varroa hat sich für die Imker in den letzten Jahren zu einem Schreckenswort entwickelt. Jetzt haben sie dem Schmarotzer den Kampf angesagt.
Nicolas Achten (46) ist Imker aus Leidenschaft, er hat 16 Bienenstöcke am Baukloh und in der Umgebung, er sagt, er gehöre noch zu jenen Hagener Imkern, denen die Varroa-Milbe weniger hart zugesetzt habe. Seine Bienen-Ausfallquote beträgt lediglich zehn bis 15 Prozent: „Andere Imker hat es wesentlich schlimmer getroffen. Sie haben ganze Völker verloren.“
Zeitgleiche Bekämpfung
Deshalb hat sich der Kreisimkerverein gemeinsam mit dem Fachbereich Gesundheit und Verbraucherschutz der Stadt Hagen zu einer koordinierten, zeitgleichen Bekämpfung der Varroa-Milbe entschlossen. Demnach sind alle Imker verpflichtet, ihre Tiere im Juli/August und dann schließlich noch einmal im September/Oktober mit verschiedenen, zur Auswahl stehenden Medikamenten zu behandeln. Achten hat sich für Ameisensäure entschieden: „Die verdunstet und verätzt dadurch die Luftwege der Milben, macht den Bienen aber nichts aus. Und nach einigen Wochen ist sie nicht mehr nachweisbar.“
Die Varroamilbe wurde in den siebziger Jahren aus Asien nach Europa eingeschleppt und gilt als Hauptursache des in Deutschland seit einigen Jahren immer wieder auftretenden massenhaften Bienensterbens.
Vor allem Brut befallen
Die Milben befallen vor allem die Brut der Bienen, aber auch erwachsene Tiere (vor allem im Winter, wenn es keine Brut gibt). „Wenn man nichts zum Schutz eines befallenen Volkes unternimmt, geht es nach wenigen Jahren ein“, so Achten.
Wichtig ist auch, dass alle Bienenvölker in Hagen (und auch im benachbarten Ennepe-Ruhr-Kreis, mit dem die Aktion abgestimmt ist) behandelt werden. Denn die Milbe kann durch infizierte Bienen, die sich verfliegen oder in einem fremden Stock räubern wollen, auf andere Völker übertragen werden. „Alle Milben wird man sicherlich nicht kaputt kriegen“, glaubt Achten. „Unser Kampf ist nicht verloren, aber auch nicht gewonnen.“
Die Stadt will stichprobenweise überprüfen, ob sich die Bienenbesitzer auch an das vorgeschriebene Prozedere halten. Denn im lebensmittelrechtlichen Sinn sind Imker auch „Lebensmittel-Unternehmer“, sie unterliegen dem Lebensmittelrecht, der Verpackungsverordnung, der Loskennzeichnungspflicht und – selbstredend – der deutschen Honigverordnung.
Wäre doch gelacht, wenn vor soviel Bürokratie schließlich nicht auch eine 1,6 Millimeter große Milbe kapitulieren würde. . .