Hagen-Haspe. . Den lautesten Knall gibt’s in Hagen erst an Neujahr. Dann will es der Artillerieverein Haspe richtig krachen lassen. Mit 30 Salutschüssen um 15 Uhr auf dem Parkplatz am Ballhaus.
Es raucht. Es kracht. Und es stinkt. „Viel mehr brauchen wir Kerle doch nicht“, sagt Christoph Gockeln und grinst. Binnen Sekunden mutieren er und die Männer, die ihn umgeben, zu Kindern. Wenn der 85 Kilogramm schwere Standböller mit den beiden Henkeln sein Pulver verschießt.
Hagens größter Böller explodiert nicht in der Silvesternacht. Der Artillerieverein Haspe zündet ihn erst am Neujahrstag um 15 Uhr. „Wir wecken Haspe“, sagen die Herren in den schwarzen Uniformen. „Zumindest diejenigen, die um diese Uhrzeit noch schlafen.“ Auf dem Parkplatz des Ballhauses werden 30 Salutschüsse in mehreren Salven sowie Einzelfeuer abgegeben. Fünfeinhalb Kilo Schwarzpulver werden in 20 Minuten verblasen. „Da kommt alles zum Einsatz, was wir haben“, so Gockeln.
Die Zahl derer, die das lautstarke Schauspiel vor Ort verfolgen, wächst von Jahr zu Jahr. „Wenn der Schall zurückkommt und noch einmal durch das Tal rollt“, sagt Christoph Eversbusch. „Das ist schon beeindruckend.“
Für soziale Projekte
Er war es, auf dessen Dachboden eine Kanone Namens Trutchen sowie eine Sechserbatterie gefunden wurden. Das war 2005. Und so erinnerte man sich im Westen an einen Verein und eine Tradition, die ihre Wurzeln in Kaisers Zeiten haben. „Damals gab es den Verein schon einmal“, erklärt Gockeln. „Mitglieder in solchen Kriegervereinen waren ehemalige Artilleristen. Die Vereine waren Vergleichbar mit heutigen Reservistenkameradschaften, verfolgten aber auch soziale Zwecke. Sie kümmerten sich um Kriegerwitwen, Waisen und Versehrte. Um Menschen, die damals durch alle sozialen Netzte fielen.“ Nach dem zweiten Weltkrieg starben diejenigen, die im Kaiserreich dienten und sich im Artillerieverein engagierten, aus.
An diese Tradition wollen auch die Hasper anknüpfen. Die Überschüsse, die der Artillerieverein durch seine Engagements bei Feiern und Festen erwirtschaftet, kommt sozialen Projekten zugute.
Das ist gut fürs Image. Denn anfangs wurde der gemeinnützige Verein mit Skepsis beäugt. Aber: „Wir sind kein Haufen verkappter Militaristen“, sagt Christof Gockeln. „Ehemalige Soldaten sind genauso Mitglieder wie Zivildienstleistende.“
Dabei ist der Artillerieverein nicht nur laut. „Wir können auch schön“, so Christoph Eversbusch. „Auch für Feuerwerke kann man uns buchen.“