Haspe. Tradition ist für Schützen alles, und ein Ortswechsel ist ein Bruch mit der Tradition. Der Hagener Schützenverein auf der Homberger Höh wird deswegen aufgelöst: Ihnen wurde das Vereinsheim weggenommen.

Es war einmal ein Schützenverein, der hatte die schönste Aussicht von allen Schützenvereinen in Hagen. Er residierte am Heiler Weg auf der Homberger Höh, noch oberhalb des Spielbrinks, und vom Vereinsheim aus genoss man einen herrlichen Blick über Haspe und das Tal der Ennepe hinweg.

Der Schützenverein residierte am Heiler Weg auf der Homberger Höh, noch oberhalb des Spielbrinks, und vom Vereinsheim aus genoss man einen herrlichen Blick über Haspe und das Tal der Ennepe hinweg.

Ältere Mitglieder wollten den Ortswechsel nicht mittragen

2007 aber meldeten die Besitzer des Vereinsheims Eigenbedarf an, der Schützenverein von der Homberger Höh stand vor einer Schicksalsfrage: sich aufzulösen oder anderswo einen Neuanfang zu wagen. Die Mitglieder entschieden sich für den Neuanfang, aufgelöst wird der Verein jetzt trotzdem. „Wir haben wohl die falsche Entscheidung getroffen“, sagt Jan Grothmann.

Grothmann ist Vorsitzender des noch existierenden, in der Liquidation begriffenen Schützenvereins Homberger Höh. Sein Herz, sagt er, hänge an dem Verein, den er nun auflösen muss. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung hat es am 29. Mai so beschlossen. Denn der Umzug von der Homberger Höh in die ehemalige Sensenfabrik am Hasper Hammer, wo die Schützen mit Unterstützung der Stadt eine neue Bleibe fanden, war nicht nur ein topographischer, sondern auch ein struktureller Abstieg. Ältere Mitglieder traten aus, weil sie den Wechsel vom Berg ins Tal nicht mittragen wollten. Tradition ist einem Schützen alles, und ein Ortswechsel ist ein Bruch mit der Tradition. Die Homberger schrumpften auf 45 Schützen zusammen. Auf der anderen Seite fehlte der Nachwuchs. Obwohl mit dem jüngsten Vorstand der Vereinsgeschichte ausgestattet und „modern und zukunftsorientiert ausgerichtet“, wie es auf der Homepage des Vereins heißt, blieben neue Mitglieder aus. „Schließlich haben wir festgestellt, dass es nicht mehr weiter geht“, so Grothmann, „und die Konsequenzen gezogen.“

Umbauarbeiten im neuen Vereinsheim waren umsonst

Die zweijährigen Arbeiten im Sensenhammer, die komplett eingerichtete Küche, der Einbau von Waffenschränken, die Tische und das übrige Mobiliar - alles für die Katz’. Ein Schützenverein aber kann sich nicht einfach auflösen, er muss waffentechnisch abgewickelt werden. Der Tückinger Schützenverein wird das Kleinkaliber-Gewehr kaufen, zwei ältere Waffen müssen bei der Polizei abgegeben und verschrottet werden, für die Luftgewehre suchen die Homberger Interessenten. Das übrige Inventar im Sensenhammer fällt an die Stadt zurück und die letzten 1000 Euro Vereinsvermögen, so denn überhaupt etwas übrig bleibt, erhält der Landessportbund.

Ende Mai 2011 wird der Schützenverein Homberger Höh aus dem Vereinsregister gelöscht. Ein Schützenfest wird es schon in diesem Jahr nicht mehr geben, weshalb die Regentin des Vorjahres, Edelgard Pötzsch, als letzte Königin der Vereinsgeschichte in die Annalen eingehen wird.

Auf der Homepage heißt es in bester Schützenmanier: „Die Pflege der Hasper Traditionen und Brauchtümer ist für uns selbstverständlich, da unser Verein selbst Tradition ist und somit speziell die Hasper Schützenlandschaft prägt.“ Die Homepage wird demnächst aus dem Internet verschwinden und mit ihr ein Verein, ein Brauchtum, eine Hasper Tradition.