Hagen.

„Charming Boys“ versteht sich als schrille Komödie mit Nähe zum tiefen Abgrund. Im Jungen Theater Lutz wird die Inszenierung, die sich an Jugendliche ab 16 Jahren richtet, am Samstag, 10. Dezember, um 19.30 Uhr als Uraufführung gezeigt.

Text und Inszenierung stammen von Lutz-Leiter Werner Hahn, der „Charming Boys“ in Zusammenarbeit mit der JVA Iserlohn auf die Bühne bringt. Die ungewöhnliche Kooperation ist für das Hagener Haus nicht neu, saßen doch auch im Stück „Dream Team“ junge Häftlinge mit im kreativen Boot. „Inhaftierte haben die Produktion mitbegleitet, Videos gedreht und an Diskussionen teilgenommen. Als Schauspieler selbst auf der Bühne standen sie allerdings nicht“, blickt Hahn zurück.

20.000 Euro aus Düsseldorf

Das ist beim aktuellen Stück anders: „Das Familienministerium hat zum Theater Lutz Kontakt aufgenommen und 20.000 Euro Unterstützung für eine neue Produktion aus dem sozio-kulturellen Bereich versprochen. Allerdings unter der Voraussetzung, dass die Häftlinge selbst Rollen besetzen. Natürlich haben wir die Herausforderung angenommen - heraus kam ,Charming Boys’, in dem sechs Inhaftierte als Darsteller agieren“, erläutert Hahn den Hintergrund der Finanzspritze aus Düsseldorf.

Herausforderung deshalb, da es für die jungen, in der Vergangenheit straffällig gewordenen Männer nicht leicht ist, solch einen unbekannten Weg zu gehen und sich zu öffnen. „Anfangs war es schwierig, sich kritisieren zu lassen. Und dass Türken, Albaner, Polen und Deutsche etwas gemeinsam machen, das gibt’s normalerweise bei uns nicht, da herrscht strikte Trennung“, ergänzt René.

Fremdes Terrain

Der 23-Jährige ist einer jener „Neu-Schauspieler“, die unter der Regie von Werner Hahn erstmals mit dem fremden Terrain Theater in Kontakt gekommen sind. René besetzt die Rolle von Cem; er gehört zur Clique von Hakim, der - frisch aus dem Knast entlassen - erfährt, dass er eine kleine Tochter hat und über Nacht zum alleinerziehenden Vater geworden ist.

Geprobt wurde in Iserlohn, auch das Bühnenbild wurde in den JVA-Werkstätten gebaut.

Den bei NRW-Projekten von der Stadt geforderten Eigenanteil (in diesem Fall 3300 Euro) hat die Mark-E übernommen.