Hagen. Zwischen Freundschaft und Verrat, Perspektivlosigkeit und Hoffnung, Schuld und Schuldverleugnung - mit diesen Problemen und Zwiespälten beschäftigt sich das Theaterstück „Dream Team”, das am Samstagabend seine Premiere im Jugendtheater Lutz feierte.
Das Stück von Lutz Hübner erzählt die Geschichte von Tom (Felix Lampert) und Bruno (Firat Baris Ar), zwei junge Männer, die sich in eine scheinbar ausweglose Situation bringen. Eigentlich wollen beide nach Brunos Haftentlassung endlich anfangen zu leben und Geld verdienen.
Das „Dream Team” will ein eigenes Unternehmen gründen und bei einem Kurierdienst arbeiten. Die Katastrophe beginnt ganz harmlos damit, dass Tom „aus Versehen” das Handy der Tochter seines Chefs stiehlt und endet damit, dass sein Chef blutend an die Heizung in Toms Wohnung gefesselt ist.
Groteske Situation
Es entwickelt sich eine groteske Situation. Tom und Bruno zerstreiten sich und beschuldigen Herrn Schmitz, den Chef, er sei an der ganzen Situation schuld. Schmitz, gespielt von Werner Hahn, bietet den beiden Geld. Sie sollen einfach nur verschwinden, denn hier hätten sie sowieso keine Perspektive mehr. „Euch braucht hier niemand. Die Jobs, für die ihr genau richtig seid, gibt es nicht mehr”, erklärt Schmitz. Damit spricht das Theaterstück eine Wahrheit aus, die für einige Jugendliche auch im realen Leben gilt. Sie haben keine Chance und keine Perspektive mit ihrer Bildung, ihrer Einstellung und ihrer Vorgeschichte.
„Dream Team” wirkt authentisch, nicht zuletzt auch wegen der Dialoge, in denen die Schauspieler kein Blatt vor den Mund nehmen und wegen der überzeugenden Charaktere. Hier wird deutlich, dass eine Gruppe von Häftlingen der Justizvollzugsanstalt Iserlohn das Lutz bei der Produktion begleitet hat. Sie haben die Charaktere der beiden jungen Männer mitentwickelt und dem Stück so eine schonungslose Echtheit verliehen.
Faszinierende Figur
Bruno ist dabei auf eine traurige Art die faszinierendste Figur. In einer Sekunde hat er sich im Griff, überlegt ruhig und sachlich. Im nächsten Moment rastet er vollkommen aus, reißt Schränke um, schlägt zu und spuckt vor Wut mit weit aufgerissenen Augen und hochrotem Kopf. „Das können Sie sich gar vorstellen, wenn man einen Affen im Kopf hat und wie das ist, wenn der an den Stäben rüttelt.”
Das Stück wirft aber auch unbequeme Fragen auf: Was ist, wenn jemand seine Wut nicht unter Kontrolle hat? Bemüht er sich nicht genug oder ist er vielleicht machtlos? Wie weit geht die Freundschaft, wenn man um seine Freiheit fürchten muss? Warum kommen Menschen von einer harmlosen in eine scheinbar hoffnungslose Situation? Und wer ist schuld daran?
Diese Fragen beschäftigten das Publikum auch noch nach Ende der Vorstellung. „Ich finde es wichtig, dass so etwas gezeigt wird”, sagt Ursula Gerber. „Das ist eine Warnung, wie etwas ablaufen kann.”