Hagen. Niemand sollte entkommen -- den Emster Grundschülern nicht und vor allem nicht ihrem Anliegen: Im Ladenhof Ecke Emster Straße/Cuno Straße konfrontierten gestern Morgen Emster „Straßenkinder“ Passanten und Einkäufer oder Cafébesucher mit dem Elend ihrer Altersgenossen in aller Welt.

Niemand sollte entkommen -- den Emster Grundschülern nicht und vor allem nicht ihrem Anliegen: Im Ladenhof Ecke Emster Straße/Cuno Straße konfrontierten gestern Morgen Emster „Straßenkinder“ Passanten und Einkäufer oder Cafébesucher mit dem Elend ihrer Altersgenossen in aller Welt. Extra freundlich wurden die vorbeihastenden Emster von den Kinder angesprochen und sehr geschickt mit wenigen Worten ins Thema gezogen.

„Darf ich Ihre Schuhe putzen?“ Wer kann Annerikes Augenaufschlag schon widerstehen? „Sie dürfen dafür gern etwas Geld spenden für die armen Straßenkinder, die davon leben müssen,“ Sophia bringt’s auf den Punkt. Und Anna klappert dazu mit der Sammelbüchse. Die kommt von der Hagener Arbeitsgruppe von terre des hommes.

Und jede Menge Information zuvor im Unterricht -- da konnte sich Dr. Mala Damodaran Born gestern Morgen dezent im Hintergrund halten. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin kommt aus Indien, lebt seit 16 Jahren in Deutschland und versucht seit etwa 10 Jahren in der terre des hommes-AG Kindern auch in ihrer Heimat zu helfen.

Wie man es kennt

Die Salzteig-Schmuckstücke haben die Kinder aus der 4a der Emster Grundschule selber hergestellt. Aus typischen Holzkisten-Bauchläden heraus sollen sie verkauft werden -- ganz so wie man es von Bildern aus Indien kennt. Am Ende des Vormittags haben die Emster Kids mit all’ ihren Aktionen immerhin 347,52 Euro erarbeitet. „Das ist viel Geld“, freute sich Mala Damodaran Born, „obwohl es uns gar nicht auf die Höhe der Summe ankommt.“

„Straßenkind für einen Tag“ hieß der gestrige Höhepunkt der Unterrichtsreihe für die 4a -- genau zum Jahrestag der Verabschiedung der UN-Kinderrechtskonvention von 1989. Die Emster Mädchen und Jungen wienerten Schuhleder und Autofelgen, fegten beim Frisör, packten Einkäufe ein, halfen im Café. Während die Geschäftsinhaber am Ladenhof und beim Kaufland Bescheid wussten, traf es ihre Kunden recht unvermutet.

„Die Resonanz war aber durchweg positiv“, bilanzierte Barbara Kruse, Klassenlehrerin der 4a. Die 4b und die 4c machen ähnliche Straßenkinder-Aktionen auch demnächst.

In Religion und in Sachkunde waren die Kinder vorbereitet worden. So gut vorbereitet, dass Sonja (10) schon vor Auge hat, wie gut es ihr und ihren Freunden eigentlich geht: „Manche Kinder in den armen Ländern wohnen im Müll, müssen den ganzen Tag arbeiten und haben gar keine Familien.“ Jolene (9) und Jenni (9) wissen aber, dass es auch in Deutschland und sogar in Hagen arme Kinder gibt, denen geholfen werden muss: „Denen zu helfen, ist aber sehr schwierig für uns.“ Geld für Kinder in Indien zu sammeln, ist für Viertklässler ungleich einfacher. Schuhe putzen, Autos waschen oder wie Vincent (9) Gitarre spielen - als „Straßenkind für einen Tag“ macht das sogar Spaß.