Hagen. .

Eine ausgelassen Stimmung herrschte gestern Mittag auf dem Friedrich-Ebert-Platz, als rund 700 Schülerinnen und Schüler nach ihrem Sternlauf aus Eilpe, Haspe, Boele oder vom Remberg kommend in der Stadt eintrafen. Dabei war der Anlass mehr als ernst, starteten doch die Nazis gestern vor 73 Jahren auch in Hagen mit der Reichspogromnacht ihre vernichtende Jagd auf die jüdische Bevölkerung.

Andächtiges Schweigen und Gedenken überließ die junge Generation jenen Hagenern, die am Abend auf Einladung von Oberbürgermeister Jörg Dehm am Gang zur Synagoge an der Potthofstraße teilnahmen. Auf dem Ebertplatz wurde hingegen munter musiziert und diskutiert, Antirassismuskalender und T-Shirts mit dem Veranstaltungsmotto dieses Hagener Sternlaufs für Toleranz und Demokratie wurden verkauft. Denn eben jenes Motto, das der Hagener Jugendring als Veranstalter in Kooperation mit dem Lokalen Aktionsbündnis für Toleranz und Demokratie, der jüdischen Gemeinde Hagen und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in diesem Jahr ausgerufen hat, ist schweigend nicht umzusetzen.

Wenn nötig auch laut

Ganz im Gegenteil: „Mut-ich“ braucht viele Stimmen, und die können und müssen auch laut werden, wenn es nötig ist. So freute sich Bürgermeister Hans-Dieter Fischer nicht nur über die große Resonanz, sondern forderte die Jugendlichen mit Blick auf Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit auf: „Ihr müsst Eure Stimmen erheben und dürft nicht wegsehen. Ich hoffe, dass Ihr hinschaut, wenn Schwächeren Unrecht geschieht. Denn wir wollen miteinander leben, und das in Frieden. Das ist die richtige Botschaft.“

Sternlauf

11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie
11. Hagener Sternlauf für Toleranz u. Demokratie © WR Theo Schmettkamp
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Und weil diese Botschaft ankam, wurde sie auch mit reichlich Applaus bedacht. Für nachdenklichere Gesichter sorgte Hagens SPD-Bundestagsabgeordneter René Röspel. Er erinnerte an die vielen „Stolpersteine“ in der Stadt, die wiederum an jene jüdischen Familien erinnern, die von den Nazis umgebracht wurden. Und er berichtete von seinem Besuch im jüdischen Museum, in dem er den Brief eines neunjährigen Mädchens an seine Eltern entdeckte. „Papa, warum tun sie uns das an?“, wollte das jüdische Mädchen wissen. Eine Antwort habe sie nie bekommen, ihre Eltern nie wiedergesehen.

Mobbing an der Tagesordnung

„Wir wollen heute Toleranz und Demokratie. Daher lasst es nicht zu, dass Menschen auf Facebook mit dort eingestellten Sprüchen oder Fotos verunglimpft oder beleidigt werden. Auch dumme Sprüche auf dem Klo gehören in diese Kategorie von Intoleranz gegenüber Minderheiten, an denen Menschen zerbrechen können“, holte Röspel seine Zuhörer aus der traurigen Vergangenheit zurück in eine nicht immer dem Motto dieses 11. Sternlaufs folgende Gegenwart. Denn auch heute sind ausländerfeindliche Parolen oder Mobbingaktionen an der Tagesordnung.