Hagen. .
Wildschweine sind in Hagen wieder auf dem Vormarsch. Sie plündern Kleingärten und verwüsten Privatgärten. Förster Michael Knaup vom Fachbereich Grün des Wirtschaftsbetriebs Hagen erklärt, warum gezielt in den Bestand eingegriffen werden muss.
Muss man sich beim Herbst-Spaziergang in den Hagener Wäldern vor Wildschweinen fürchten?
Michael Knaup: Normalerweise nicht. Wildschweine sind nicht auf Konfrontation aus. Es sei denn, man drängt sie in die Ecke oder Jungtiere sind im Spiel. Auch durch freilaufende Hunde fühlen sie sich provoziert. Ansonsten ist eine direkte Gefährdung nicht zu erwarten. Allerdings kann es im Straßenverkehr zu Unfällen kommen.
Ist die Situation im Hagener Wald denn noch überschaubar?
Knaup: Das ist sie sicherlich noch. Aber ich warne davor, das Wildschwein-Problem zu unterschätzen. Die Tiere haben eine Vermehrungsrate von 300 Prozent. Wir haben einen guten Bestand und müssen gezielt eingreifen, um eine erneute explosionsartige Vermehrung zu vermeiden.
Die Pächter in Hagen hatten den Bestand gut reduziert. Woher wissen Sie, dass die Population wieder ansteigt?
Knaup: Es gibt an bestimmten Stellen Möglichkeiten, die Wildschweine zu beobachten oder ihre Spuren zu sehen. Dort kann man sich einen Überblick verschaffen. Allerdings ignorieren Wildschweine diese Stellen in diesem Jahr aufgrund der vielen Bucheckern und Eicheln und sind hier nur teilweise nachzuweisen.
Schuld an der Vermehrung der Wildschweine ist also vor allem die gute Versorgung mit Nahrung?
Knaup: Die Versorgung durch Bucheckern und Eicheln ist in diesem Herbst extrem gut. Man sieht die Wildschweine daher seltener. Sie müssen sich bei der Futtersuche kaum bewegen und ihre Einstände verlassen. Sie gehen aber auch in Gärten, weil sie da interessantere Sachen wie Obst oder Kompost und Ruhe finden. Wildschweine lieben nichts mehr als Ruhe. Sie gehen daher gezielt in aufgelassene, nicht bewirtschaftete Kleingärten. Frischlinge, die dort zur Welt gebracht werden, kehren immer wieder dorthin zurück. Da müssen wir aufpassen und die Jungtiere abschöpfen. Außerdem lässt die gute Versorgung eine erhöhte Vermehrungsrate im nächsten Jahr erwarten.
Welche Maßnahmen werden deshalb ergriffen?
Knaup: Es hat in diesem Jahr bereits eine Treibjagd stattgefunden, bei der wir auch vier Wildschweine erlegt haben. Und es werden noch zwei weitere Jagden folgen. Eine im Dezember und eine im Januar. Wir werden hier gezielt versuchen, an die Wildschwein-Einstände zu kommen. Im stadtnahen Erholungswald hat allerdings die Sicherheit oberste Priorität.
Sicherheit für Waldbesucher und natürlich auch für die Jäger. So kann es durchaus passieren, dass ein Wildschwein unbeschossen entkommt. Sicherheit geht vor Beute machen.
Gartenbesitzer werden also möglicherweise weiter ungebetenen Wildschwein-Besuch erhalten. Wie kann man seinen Garten schützen?
Knaup: Die Eigentümer müssen ihre Gärten durch stabile Zaunanlagen schützen. Es ist wichtig, ein stabiles Zaungeflecht zu wählen, stabile Zaunpfähle und den Zaun ungefähr zehn bis 15 Zentimeter in den Boden einzugraben. Eine Zaunhöhe von circa einem Meter bis 1,20 Meter reicht aus.