Hagen. .
Umgepflügte Wiesen, geplünderte Beete, umgerissene Trockenmauern - Wildschweine machen vielen Hagenern das Leben schwer. Nachts kommen sie aus dem Stadtwald und hinterlassen in Gärten eine Schneiser der Verwüstung.
Was einst Rasen war, gleicht seit Wochen einem Acker. „Ich trau mich ja bei Dunkelheit schon gar nicht mehr vor die Tür“, sagt Rita Krüger (75) zu und deutet auf die umgepflügte Wiese vor ihrem Haus. Schuld sind Wildschweine, die nachts aus dem Hagener Stadtwald kommen und eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.
„Schauen Sie, dort haben die Wildschweine alles umgewühlt. Mein Gartenhaus kann ich ohne Gummistiefel gar nicht mehr erreichen. Gestern waren sie wieder da.“
Auf der Suche nach Essbarem
Mit „sie“ meint die Hausbesitzerin, die am Ende der Buntebachstraße und damit unterhalb des Goldbergs wohnt, die Herde Wildschweine, die ihr en Grund und Boden und den der Nachbarn schon des öfteren besucht hat. Dabei pflügen die Schweine aus dem nahen Stadtwald nicht nur Wiesen und Beete nach Essbarem um, sondern reißen auch Trockenmauern ein und verrücken Gehwegplatten. Letztens seien auch die gelben Säcke, die für die Müllabfuhr am Straßenrand standen, von den Tieren aufgerissen worden.
„Ich habe bereits mit dem zuständigen Förster gesprochen. Der hat mir geraten, mein Grundstück einzuzäunen. Das sind aber 5000 Quadratmeter, und wie ich weiß, machen die Wildschweine auch nicht vor einem normalen Zaun halt“, argumentiert die erboste Hausbesitzerin. „Heute bin ich besonders sauer, weil ich von der Stadt die Rechnung über meine zu zahlenden Grundbesitzabgaben bekommen habe. Wenn die jedes Jahr erhöht werden, dann sollten die Stadtförster auch dafür sorgen, dass mein Grundstück nicht zerstört wird. Gibt es denn heute keine Jäger mehr, die treffen?“, fragt die aus Berlin stammende Frau. Dort, so weiß sie, laufen die Wildschweine ja bereits über den Alexanderplatz. Aber so weit sollte es ihrer Meinung nach in Hagen nicht kommen. „Förster Knaup hat mich gebeten, ihn auch nachts anzurufen, wenn die Schweine im Garten sind. Aber bis der mit seinem Gewehr hier ist, sind die doch lange wieder weg“, sieht Rita Krüger in diesem Angebot keine echte Lösung für ihr Problem.
Die urigen Schwarzkittel sind Allesfresser
Mit zahlreichen Treibjagden versuchen die städtischen Förster und die heimischen Jäger dem Problem seit Jahren Herr zu werden. „Wir müssen jetzt die Entwicklung stoppen, andernfalls entwickelt sich eine Populationsdynamik, die nur noch schwer aufzuhalten ist“, hatte Förster Michael Knaup das Problem bereits im August 2008 durchs Zielfernrohr ins Auge gefasst. Trotz erhöhter Abschusszahlen werde sich die Zerstörung von Kleingärten oder Hausgrundstücken in Waldnähe aber nie ganz ausschließen lassen, so die Experten.
Wie heißt es doch so treffend auf der Internetseite der Stadt Hagen zum Thema Tiere: „Das Schwarzwild, Wildschweine also, gehören zu den bekanntesten und beliebtesten Tieren in unserer Landschaft. Die urigen ‘Schwarzkittel’ sind Allesfresser: Pflanzen jeder Art, Würmer und Käfer, Jungwild und sogar Aas stehen auf dem Speisezettel.“