Hagen. .
„Das ist ja Schilda pur!“ Verärgert reagierte am Mittwoch Bernd Pederzani, Chef der Firma Europart und Vorsitzender der Gesellschaft der Freunde der Fernuniversität, auf die Ankündigung von Oberbürgermeister Jörg Dehm, die Zusatzbezeichnung „Stadt der FernUniversität“ auf allen 95 Ortstafeln wieder entfernen zu lassen.
Mit seiner Kritik zielte der Unternehmer allerdings nicht auf das Hagener Stadtoberhaupt, sondern auf Regierungspräsident Gerd Bollermann, der die Beseitigung des Schriftzuges ultimativ gefordert hatte: „Wahrscheinlich hat so ein Regierungspräsident nichts besseres zu tun, als sich um Ortsschilder zu kümmern“, so Pederzani sarkastisch. Er sei selbst davon überrascht gewesen, dass der Oberbürgermeister nachgegeben habe: „Wahrscheinlich konnte und durfte er nicht anders.“
Dehm selbst übte herbe Kritik an Bollermann und der Ministerialbürokratie in Düsseldorf. Er habe den Eindruck, dass seine Gegner weniger die Sorge um den Rechtsstaat und die Verkehrssicherheit als vielmehr die „ministerielle Entrüstung“ über die Entscheidung eines direkt gewählten Oberbürgermeisters umtreibe: „Ich finde es sehr schade, dass das Land NRW sich so wenig kommunalfreundlich positioniert.“ Sein Einlenken begründete der OB damit, es sei nicht sinnvoll, wegen der Schilder in eine juristische Auseinandersetzung einzutreten: „Wir haben wichtigere Dinge zu tun.“ Nachdem die Ergänzungen auf den Ortstafeln entfernt sind (was nach und nach im Rahmen der Straßenkontrolle geschehen soll), will er zusätzliche Schilder mit einem klaren Bekenntnis zur Fernuni aufstellen lassen. Auch Dehm übte sich in Sarkasmus: „Sehr geehrter Herr Dr. Bollermann, vielleicht kann ich Sie als Sponsor für ein solches Schild gewinnen.“
Bis heute hat es das Landesinnenministerium nicht für nötig gehalten, den im September gestellten Antrag des Hagener Stadtrates auf Verleihung des Titels „Stadt der FernUniversität“ auch nur zu beantworten – ein bezeichnender Vorgang für den Hochmut der Behörde gegenüber einem demokratisch gewählten Gremium. Inzwischen hat sich sogar Bundesverkehrsminister Ramsauer in den Hagener Schilderstreit eingeschaltet. Die Rechtsauffassung des Landes sei zwar richtig, so der CSU-Politiker, der Vorstoß der Stadt Hagen aber verständlich. Eine Ergänzung der Ortsschilder sei durchaus möglich, wenn der Titel durch die Landesregierung amtlich verliehen werde.
SPD-Fraktionschef Mark Krippner appellierte an Landesregierung und Regierungspräsident, im Schilder-Streit Vernunft walten zu lassen: „Man sollte nach einer Lösung suchen, wie der einstimmige Beschluss des Rates doch noch umgesetzt werden kann.“ Auch der Landtagsabgeordnete Wolfgang Jörg will sich nun für ein entsprechendes Gesetzgebungsverfahren stark machen.