Bathey. .

Seit ihrer Geburt lebt Gertrud Hoffmann in Bathey. Den Bauernhof, auf dem sie aufwuchs, mussten ihre Eltern aufgeben, weil aus dem einst beschaulichen Dörfchen an der Lenne ab den 60er Jahren ein Indus­triegebiet wurde.

Es kamen Fabriken, es kamen Lastwagen, es kam die A 1. Es wurde lauter und lauter in Bathey.

„Trotzdem will ich hier nicht weg“, sagt Gertrud Hoffmann. „Bathey ist meine Heimat. Aber der Autohof - wir können nicht auch noch den Autohof ertragen.“

145 Meter lange Lärmschutzwand

Die Bewohner des Batheyer Südens formieren ihren Protest gegen den Autohof, den die Hagener Projektentwicklung GmbH (Hapro) in Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe Silbersiepe auf dem Gelände der ehemaligen Spedition Lueg errichten will. Zwei Familien - Brigitte und Uwe Schulte sowie Ramona und Thomas Lipke - haben inzwischen Klage gegen das Großprojekt eingelegt. Im Februar hatte die Stadt die Baugenehmigung erteilt, denn das Areal in unmittelbarer Nähe der A1-Anschlussstelle Hagen-Nord liegt in einem Gewerbegebiet. „Verkehrs-, Lärm- und Abgasbelastung würden alles bisher Dagewesene überschreiten“, so Brigitte Schulte.

Der Autohof soll eine Tankstelle samt Shop und Bistro, ein Restaurant, eine Schnellimbisskette, ein Lagergebäude sowie 60 Abstellplätze für Lastwagen und weitere 80 für Autos beinhalten. „Es wird nicht mehr Verkehr herrschen als zu Zeiten der Spedition Lueg“, hat Hapro-Chef Bastian Bender versprochen. Eine 145 Meter lange und neun Meter hohe Lärmschutzwand soll den Autohof von den Einfamilienhäusern abschotten. Doch die Anwohner der Straße In der Krone sind skeptisch. Die Lueg-Laster seien weder nachts noch an den Wochenenden gefahren, so Ramona Lipke: „Ich fürchte vor allem den Tag- und Nachtbetrieb, den ein Autohof mit sich bringen würde.“

Verkehrs- und Lärmgutachten

Doch im Hause von Winfried Wortmann, In der Krone 5 und damit in unmittelbarer Nachbarschaft des ehemaligen Lueg-Areals, hat man sich für einen anderen Weg entschieden. „Wir wollen verkaufen“, berichtet Schwiegersohn Michael Bracht. Mit Investor Silbersiepe sei man sich handelseinig, das Unternehmen wolle auf dem Grundstück eine Autowaschanlage einrichten. Bei der Stadt hätte man prinzipiell nichts dagegen, aber: „Bevor darüber entschieden werden kann, müsste eine offizielle Bauvoranfrage eingereicht werden“, heißt es aus dem Rathaus.

Welche Belastungen der Autohof genau für die Menschen mit sich bringt, wird derzeit per Verkehrs- und Lärmgutachten ermittelt. Für die weitere Entwicklung des Batheyer Südens dürften diese Expertisen von Ausschlag gebender Bedeutung sein. Friedrich Weber wohnt zwar nicht In der Krone, hat aber die schleichende Wandlung des einst so gemütlichen Stadtteils zum industriellen Standbein Hagens mitverfolgt: „Im Grunde genommen müssen die Menschen, die hier wohnen, immer noch die Sünden der Vergangenheit auslöffeln.“