Hagen. Im Rahmen einer Anhörung sind in der Realschule Emst die Neubaupläne des Möbelhauses Sonneborn auf der Haßleyer Insel präsentiert worden. Anwohner können sich wohl allenfalls zähneknirschend mit dem Projekt anfreunden.

Applaus brandete nur einmal auf: Als Projektentwickler André Kleinpoppen ironisch vorschlug, dass es wohl die beste Lösung sei, die Haßleyer Insel als Ackerfläche zu belassen, hatte er die Bürger urplötzlich alle auf seiner Seite. Im Rahmen einer Anhörung wurden am Dienstagabend in der Realschule Emst die Neubaupläne des Möbelhauses Sonneborn präsentiert. Die Diskussion machte deutlich, dass die Anwohner sich wohl zähneknirschend mit dem Projekt anfreunden könnten, wenn der Investor durch Lärmschutz für akustische Beruhigung der Gemüter sorgt.

Nach einer Kompromisslinie sah es während der intensiven, zweieinhalbstündigen Diskussion lange nicht aus. Zeitweise konnte man fast den Eindruck gewinnen, die Anrainer hätten sogar gegen eine Spielwiese für taubstumme und durch das Tragen von Tarnkappen unsichtbare Hundewelpen protestiert, weil diese bei ungünstigen Windlagen zumindest theoretisch für eine geringfügige Geruchsbelästigung sorgen könnte. Die Forderung der Puristen: das Naherholungsgebiet vor der Haustür unangetastet lassen.

Doch diese Träume hat der Rat der Stadt Hagen längst zerplatzen lassen. Während das südliche Ende des lang gezogenen Geländes an der A-45-Anschlussstelle Hagen-Süd von Enervie belegt ist, soll auf der nördlichen Hälfte in Höhe des Dorfes Haßley ein Sonneborn-Möbelhaus entstehen mit bis zu 36 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. „Wir starten mit einem dreigeschossigen Bau mit 23 000 Quadratmetern Verkaufsfläche“, präsentierte der geschäftsführende Sonneborn-Gesellschafter Thomas Hollweg dem Auditorium sein Konzept. Frühestens nach einer fünfjährigen Startphase sei daran gedacht, den etwa 210 Meter langen und 15 Meter hohen Komplex durch einen Anbau sowie einen weiteren Fachmarkt zu ergänzen.

Verkehrs-Mehrbelastung von maximal 30 Prozent

In den Gutachten, die der Stadt vorliegen, wird vorgerechnet, dass lediglich in Höchstlastzeiten der Verkehr auf der Haßleyer Straße sich auf 1000 Fahrzeuge pro Stunde verdoppeln könnte. Über den Tag verteilt komme es zu einer Mehrbelastung von maximal 30 Prozent, wobei etwa vier Fünftel der Besucher über die Autobahn sowie den neuen Kreisverkehr an der Hünenpforte das Möbelhaus ansteuerten. In puncto Luftqualität erwarten die Gutachter gar keine Verschlechterung für die Menschen im Schatten der Sauerlandlinie, weil aufgrund der offenen Lage auf der exponierten Landschaftskuppe für eine optimale Durchlüftung gesorgt sei.

Selbst eine erhöhte Lärmbelastung wird durch die Gutachter ausgeschlossen. „Der Baukörper wirkt in Richtung Haßley wie eine Lärmschutzwand“, berichtete der städtische Verkehrsexperte Hans-Dieter Schumacher den knapp 150 interessierten Bürgern. Dadurch würden der Geräuschteppich der Autobahn weggefiltert, so dass es trotz höherer Verkehrsbelastung auf der Haßleyer Straße insgesamt zu einer Absenkung des Lärmpegels komme. Auch die Reflexion des A-45-Getöses in Richtung Emst sei zu vernachlässigen: Die Gutachter erwarten lediglich 0,2 Dezibel mehr, die an der Max-Planck-Straße ankommen. „Den Unterschied kann kein Mensch hören“, stellte Schumacher klar und berichtete gleichzeitig, dass an umfassende Lärmschutzmaßnahmen in Richtung Emst erst zu denken sei, wenn der dreispurige Ausbau der Sauerlandlinie in Richtung Norden beginne.

Lärmschutzlösung sehr ernsthaft prüfen

Ein Punkt, an dem Anwohner und Architekt Stefan Gerigk konstruktiv einhakte: „Lassen Sie uns doch eine Win-Win-Situation ausnutzen“, schlug der Haßleyer vor. „Kann man den Erdaushub für das Möbelhaus denn nicht nutzen, um sowohl in Richtung Haßley als auch entlang der Emster Seite der Autobahn einen Lärmschutzwall anzuschütten?“ regte er in Richtung Stadt an, entsprechende Gespräche mit dem Grundstücksbesitzer zu führen. Ein Vorstoß, der Anwohner Helmut Ortleb dazu verführte, an die moralische Verpflichtung eines Investors zu appellieren: „Wer für eine Mehrbelastung sorgt, sollte als Kompensation auch für eine Entlastung sorgen.“

Ein Gedanke, den Sonneborn-Chef Hollweg aus der Bürgeranhörung gerne mitnahm: „Ich habe mir aufmerksam die Sorgen der Menschen angehört – wir werden diese Lärmschutzlösung sehr ernsthaft prüfen.“