Hengstey.

Die Pläne zum Bau eines Autohofs in Bathey sind gerade an die Öffentlichkeit gedrungen, da wird im Hagener Norden schon am nächsten Großprojekt gebastelt: einem neuartigen Verladebahnhof für Lastwagen am Ufer des Hengsteysees.

Die Technologie der Firma Cargobeamer erlaubt den automatisierten, schnellen Umschlag von Ladegut zwischen Straße und Schiene. Bei voller Auslastung sollen auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Hengstey, der im Dezember 1979 aufgegeben wurde und wo sich nach dem Orkan Kyrill ein großes Nassholzlager befand, täglich bis zu 800 Laster auf bereitstehende Züge verladen werden. Das geschieht mittels spezieller Waggonaufsätze, auf die der Lastwagen fährt. Der Anhänger wird sodann von der Zugmaschine abgekoppelt und seitlich auf den Waggon geschoben. Ein ganzer Zug kann so in einer knappen Viertelstunde mit Lastwagen be- oder entladen werden.

Allerdings kollidieren die Planungen des Bautzener Unternehmens mit städtischem Planungsrecht. Das Südufer des Hengsteysees dient als Erholungs- und Freizeitraum, zahlreiche Hagener gehen dort täglich spazieren, joggen oder füttern die Wasservögel. Cargobeamer will seine Verladestation allerdings nicht direkt ans Seeufer bauen. Vielmehr soll sie auf einer Länge von 500 Metern zwischen den vorhandenen Sportlerheimen (Kanuclub, Behindertensportgemeinschaft) und den Tennisplätzen des ESV liegen. An der schmalsten Stelle wären bis zum See noch 20 Meter Platz.

Lkw-Bahnhof wegen Lage für Speditionen ausgesprochen attraktiv

Angefahren werden könnte die Station entweder über den großen Motorradparkplatz, der dann aufgegeben werden müsste, oder über eine neu zu bauende Rampe, die die Dortmunder Straße schon vorher verlässt. Die nahe A1 macht den Lkw-Bahnhof jedenfalls für Speditionen ausgesprochen attraktiv, zumal Cargobeamer ein weitgespanntes Netz von Verladestationen zwischen Petersburg und Rotterdam bauen möchte. „Unser Werkterminal befindet sich in Leipzig“, so Firmensprecherin Barbara Schafroth. Demnächst solle eine Pilotstrecke in Betrieb gehen. Ob sie über Hagen-Hengstey führt, stehe noch nicht fest: „Wir prüfen auch andere Standorte in Nordrhein-Westfalen.“

In Wirklichkeit sind die Pläne weit gediehen. Schließlich gehören weite Teile des Areals in Hengstey dem Bundesfinanzministerium bzw. dem Bundeseisenbahnvermögen (BEV). Auch der Ruhrverband und die Stadt besitzen einige Flächen. Um ein größeres Mitspracherecht zu erlangen, hat das städtische Planungsamt unter der Leitung von Jürgen Schädel einen Bebauungsplan für den gesamten Bereich zwischen Freibad und Hengsteyseebrücke ausgearbeitet. „Wir wollen ökonomische, ökologische und Erholungsinteressen in Einklang bringen“, so Schädel, dessen Amt eine abgespeckte Version des Verladebahnhofs favorisiert. Der Uferweg müsse den Hagenern als Erholungsraum erhalten bleiben. Zudem seien 800 Lastwagen pro Tag - und das an sieben Tagen in der Woche - auf der schon jetzt stark belasteten Dortmunder Straße kaum zu bewältigen.