Hagen. .
Die Stunde der Wahrheit schlägt am Freitag. Dann präsentiert das Planungsbüro Winkler & Partner den Vertretern des Tierschutzvereins die erheblich abgespeckte Variante des Tierheimneubaus an der Hasselstraße.
Stimmen die Tierschützer, die rund ein Viertel des Gesamtbudgets in Höhe von 2,025 Millionen Euro durch Spenden aufbringen, zu, wird nach neuem Plan gebaut. Lehnen sie ab, errichtet die Stadt ein Tierheim im Alleingang für 1,5 Millionen Euro. Ein Bau, der kaum dem Nötigsten gerecht werden dürfte.
Parallel dazu sickern immer mehr Details der peinlichen Planungspanne durch. Dabei legt der Tierschutzverein wert darauf, dass es keineswegs an seinen Wünschen und Vorstellungen liege, dass die Kosten explodieren. Im Gegenteil: „Als ich von einem Kleintierhaus gehört habe, das einen höheren Quadratmeterpreis als ein Einfamilienhaus hat, habe ich nur gedacht - du heiliger Bimbam“, sagt Bürgermeisterin Brigitte Kramps, engagierte Tierschützerin und zugleich Mitglied im Betriebsausschuss der Gebäudewirtschaft Hagen, „so was kann man keinem mehr erklären.“
Edelstahltüren zu Hundeboxen
Auch sei es keineswegs der Tierschutzverein gewesen, der von sich aus Edelstahltüren zu den Hundeboxen (Mehrkosten 87 400 Euro) gefordert habe. „Wer diese Ausführung veranlasst hat, ist mir ein Rätsel“, so Kramps, „es gab ein Raumbuch, das Bestandteil des Vertrages zwischen Stadt und Tierschutzverein war. Darin wurden Standards festgelegt. Daran hätte man sich orientieren können.“
Zu einer erheblichen Steigerung der Kosten (rund 100 000 Euro) hat eine neue Energieeinsparverordnung beigetragen. Die Außenwände dürfen nun nicht mehr 24, sondern müssen mindestens 36 Zentimeter dick sein. „Es ist mir schleierhaft, warum das nicht berücksichtigt wurde“, so Ausschussvorsitzender Jochen Weber, „so eine Neuregelung fällt ja nicht vom Himmel.“
Planungsbüro kannte Budget nicht
Sparpotenzial sieht Weber noch bei den sanitären Anlagen. Vorgesehen sind bislang separate Toiletten für Mitarbeiter sowie Besucher und eine zusätzliche behindertengerechte Toilette. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das notwendig ist“, so Weber, „Besucher und Personal können sich wohl die Toiletten teilen. Es müsste doch ausreichen, wenn man einen der Räume dann behindertengerecht gestaltet.“
Keine Antwort gab Baudezernent Thoma Grothe auf die Frage, welche Vorgaben die Verwaltung Winkler & Partner gemacht habe. Brigitte Kramps hegte den Verdacht, dass dem Büro die Deckelung des Budgets gar nicht bekannt gewesen sei. „Die haben nach einem Wünsch-dir-was-Konzept drauflosgerechnet.“
Immerhin räumte Grothe ein, dass man aus den Pannen wie schon beim Emil-Schumacher-Museum lernen könne. Die Kosten aber, so der Dezernent weiter, seien verlässlich geschätzt worden. Wenn sich dann herausstelle, dass sich der Rahmen nicht halten lasse, müsse man eben die Reißleine ziehen. Im übrigen habe die Verwaltung immer mehr Geld für das Projekt eingefordert, als die Politik letztlich bewilligt habe.