Hagen. .

Der Hagener Tierschutzverein hat sich nach dem jüngsten Kostenschock mit der Stadt Hagen darauf verständigt, dennoch weiterhin versuchen zu wollen, ein akzeptables neues Tierheim an der Hasselstraße in Eilpe zu errichten.

„Wir halten an dem gemeinsamen Ziel uneingeschränkt fest, noch in 2011 das neue Tierheim für Hagen zu realisieren“, resümierten Ursula Kalhöfer-Sander und Oberbürgermeister Jörg Dehm ihr gemeinsames Gespräch im Hagener Rathaus. Damit scheint ein Sieg der Vernunft über das Wünschenswerte gelungen zu sein. Allerdings muss der Tierschutzverein noch in seinen Gremien darüber abstimmen, ob eine deutlich abgespeckte Version für die engagierten Mitglieder tatsächlich noch akzeptabel ist. Denn die sich nun abzeichnende minimalistische Lösung hat mit den bereits vertraglich mit der Stadt vereinbarten Standards nicht mehr allzu viel zu tun. Und auch den zahlreichen Spendern, die immerhin 525 000 Euro für das Projekt zusammentrugen, wurde bei der Akquise der Gelder auch eine andere Version des Tierheims angepriesen.

Es wird abgespeckt, bis es finanziell passt.

Zum Tierheim-Gipfel im Rathaus war es am Freitag gekommen, nachdem die von der Stadt beauftragten Architekten festgestellt hatten, dass die bislang von der Planungsverwaltung kalkulierten Kosten von gut zwei Millionen Euro jeglicher realistischer Grundlage entbehrten. So würde die Realisierung des Projektes mit den auch gegenüber dem Rat in Aussicht gestellten Standards statt 2 etwa 3,2 Millionen Euro verschlingen. Daher müssen jetzt die Ausführungsqualitäten an den verbindlichen Kostenrahmen von zwei Millionen Euro, der ja auch so mit der Kommunalaufsicht vereinbart wurde, angepasst werden. Im Klartext: Es wird abgespeckt, bis es finanziell passt. Beide Seiten machten nochmals deutlich, dass das gemeinsame Ziel vorrangig ist, endlich eine tierschutzgerechte Bleibe für unterzubringende Tiere zu schaffen.

„Für die nicht vollständig ermittelten Kosten muss sich die Verwaltung zu Recht kritisieren lassen“, räumte Oberbürgermeister Dehm elementare Fehler seines Hauses ein. „Umso erfreulich ist es, dass der Tierschutzverein bereit ist, trotz der berechtigten Kritik und Verärgerung gemeinsam mit Verwaltung und Architekten konstruktiv nach Lösungen zu suchen, das gemeinsame Ziel zu erreichen.“

„Das ist einfach peinlich hoch drei.“

Innerhalb der nächsten vier Wochen sollen jetzt die erforderlichen Anpassungen konkretisiert und beiderseits in den Gremien beschlossen werden. Dehm sagte zu, dass die Verwaltung alles daran setzen werde, auch vor dem Hintergrund der strengen Vorgaben des Konjunkturpaketes II die Baumaßnahme rechtzeitig vor Jahresende abzuschließen.

Parallel dazu zeichnet sich aber auch ein politisches Nachspiel rund um die Tierheim-Kostenexplosion ab. SPD-Fraktionschef Mark Krippner und CDU-Kollege Wolfgang Röspel hatten bereits am Freitag deutlich gemacht, dass sie es nie wieder erleben möchten, mit einer derart windigen Kostenkalkulation beim Regierungspräsidenten zu sitzen, um dort verbindliche Abstimmungsgespräche führen zu müssen. „Das ist einfach peinlich hoch drei“, ärgerte sich Röspel. Grünen-Fraktionssprecher Jochen Riechel sprach angesichts der 1,2 Millionen Euro Mehrkosten gar von einer „grottenmäßigen Aufarbeitung“, einem „desaströsen Zahlenwerk“ und „Fehleinschätzungen in unvorstellbarer Dimension“. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass damit nicht nur der Tierschutzverein brüskiert werde, sondern alle Hagener, die sich ehrenamtlich engagierten. „Dabei ist gerade diese Einbringung der Bürger für öffentliche Belange in Zeiten der Finanznot so wichtig“, meinte Riechel mit Blick auf Oberbürgermeister Jörg Dehm, der ja in Wahlkampfzeiten eine Stärkung des Ehrenamtes immer in den Vordergrund gestellt habe.