Hagen.

Die Kosten für das Hagener Tierheim laufen hoffnungslos aus dem Ruder: Der Neubau an der Hasselstraße mit den dem Tierschutzverein vertraglich zugesicherten Qualitätsstandards würde laut einer jetzt erstellten, konkreten Kostenkalkulation mehr als 3,2 Millionen Euro verschlingen. 1,2 Millionen Euro mehr als die Stadt beim Tierheimgipfel in Arnsberg vor vier Monaten noch auf Grundlage offenkundig völlig haltloser Schätzungen vorgegaukelt hatte.

Oberbürgermeister Jörg Dehm konfrontierte gestern Nachmittag die Spitzen der Ratsfraktionen mit dem jetzt realistischen Zahlenwerk. Demnach liegen die Kosten für das Bauwerk um 300 000 Euro, für die Technik um 100 000 Euro sowie für die Außenanlagen um 120000 Euro höher als ursprünglich gehofft. Hinzu kommen Mehrkosten für eine Flächenausweitung (+ 100 000 Euro), eine Kleintierhaus (253 000 statt 36 000 Euro) sowie Hundebehausungen (160 000 statt 42 000 Euro).

Kleintierhaus zu kostspielig

Hier soll jetzt durch tiefgreifende Umplanungen und Verzicht versucht werden, den gegenüber der Bezirksregierung zugesagten Kostenrahmen von zwei Millionen Euro noch einzuhalten. So ist daran gedacht, das ungeheuer kostspielige Kleintierhaus zunächst durch Container zu ersetzen, auf eine angedachte Teichanlage zu verzichten und auch den Nachtauslauf für Hunde mit Schallschutz und Sicherheitsglas zu einem anderen Zeitpunkt zu realisieren. Auch Tierklappen aus Edelstahl, Alu-Fenster sowie aufwendige Belüftungstechnik für fußbodengeheizte Hundeboxen stehen auf dem Prüfstand.

Damit würde allerdings der Standard, den der Tierschutzverein einst mit der Planungsverwaltung in einem gemeinsamen Kontrakt vereinbart hatte, deutlich unterschritten. Ob sich der Verein darauf einlässt, soll er im Laufe der kommenden Woche klären. Gestern wurden die Vertreter zunächst einmal mit der neuen Faktenlage konfrontiert.

Abspecken notwendig

Die Politik signalisierte dem OB gestern zunächst einmal Zustimmung, über ein Abspecken der Standards verhandeln zu dürfen. Sollten die Tierschützer für die dann deutlich reduzierte Tierheim-Lösung mit ihren 525000 Euro Spendengeldern nicht mehr zur Verfügung stehen, will die Stadt Hagen allein aus den 1,5 Millionen Euro aus Konjunkturpaket-II-Mitteln ein minimalistisch-funktionales Standard-Objekt an der Hasselstraße errichten, das zwar dann kaum noch den gewünschten Qualitätsanforderungen der Tierschützer entspricht, aber dennoch tiergerecht und natürlich gesetzeskonform ist.

CDU-Fraktionschef Wolfgang Röspel und sein SPD-Kollege Mark Krippner zeigten sich gestern äußerst erbost darüber, mit welch naiver, kompetenzbefreiter Kostenberechnung die Planungsverwaltung die Stadtspitze und die Politik beim Regierungspräsidium habe auflaufen lassen: „Da wird noch drüber zu reden sein.“

Die Bezirksregierung in Arnsberg erinnerte gestern noch einmal ausdrücklich daran, dass es seit August vergangenen Jahres eine eindeutige und vor allem einvernehmliche Verabredung aller Beteiligter gebe, die unter der Regie von Regierungspräsident Gerd Bollermann gefunden worden sei. Demnach stünden für das Hagener Tierheim aus den Konjunkturpaket-II-Mitteln maximal 1,5 Millionen Euro zur Verfügung sowie weitere 525 000 Euro aus Spenden an den Tierschutzverein. „Die Bezirksregierung steht exakt zu diesem Kostenrahmen und zu diesem Wort“, unterstrich gestern Jörg A. Linden, Sprecher der Kommunalaufsicht.