Hagen. .

Weiße Weihnachten, frostige Temperaturen, Schneemassen in den Straßen - alle reden übers Wetter. Zwei Hagener wissen alles. Günter Röttler und Manfred Kundt sind die Wetterfrösche an der Sternwarte.

„Der subjektive Eindruck der Menschen und die objektiven Daten unserer Messstation weichen häufig voneinander ab“, sagt Manfred Kundt. Was aber für diesen Dezember nur bedingt gilt. Denn der ist ein rekordverdächtiger Monat. Sowohl was die Durchschnittstemperatur von minus 3,36 Grad angeht, als auch was die Niederschlagsmenge von 98,5 Zentimetern Neuschnee betrifft.

„Damit ist der Dezember 2010 der drittkälteste Monat seit Beginn unserer Aufzeichnungen im Jahr 1956“, sagt der 80-jährige Röttler, der sich an die ersten Tage an der Sternwarte noch erinnern kann und die Daten aus der Anfangszeit in einem Ordner gesammelt hat. Heute ersetzen Computertabellen handgeschriebene Listen. Die Ergebnisse aber bleiben bestehen: „Rekordhalter ist der Februar 1956 mit einer Durchschnittstemperatur von minus 7,8 Grad. Was den Neuschnee betrifft, ist dieser Dezember einsame Spitze. Der bisherige Rekord stammt aus dem Januar 1989 mit 82,5 Zentimetern.“

Der Dezember brachte 21 Eistage mit 24 Stunden Dauerfrost

Allein der 5., 16. und 25. Dezember haben insgesamt Niederschläge von insgesamt 57 Zentimetern gebracht. „Derzeit liegen noch rund 40 Zentimeter Schnee am Eugen-Richter-Turm“, sagt Manfred Kundt. 21 Eistage hat der Dezember gebracht (24 Stunden Dauerfrost) und 10 Frosttage (Plustemperaturen zumindest am Tag). Wobei zu bedenken ist, das die Messstation rund 280 Meter über normal Null liegt.

Rund 30 Jahre - von 1979 bis 2009 - hat Röttler die Werte an der Wetterstation abgelesen. „Man kann schon verfolgen, wie sich der Klimawandel auswirkt“, sagt er. „Anfangs haben wir die Hauptniederschläge im Sommer gemessen. Heute fallen sie im Winter, wenn die feuchtwarmen Luftmassen aus Südwesteuropa und die kalte Luft aus Nordosteuropa aufeinandertreffen. An derartige Niederschläge im Winter werden wir uns vermutlich gewöhnen müssen. Winter und Sommer werden extremer - auch wenn der Winter 2006/07 der wärmste in der Geschichte unserer Aufzeichnungen war.“

Die langjährige Durchschnittstemperatur liegt für Hagen bei 9,4 Grad. „In den letzten zehn Jahren haben wir im Schnitt ein Grad mehr gemessen“, so Manfred Kundt. „Auch das ist ein Indiz dafür, dass sich das Klima verändert.“