Hagen. .
Nach den großen Streusalzengpässen im Winter 2009/2010 gab es Bestrebungen beim Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB), die Lagerkapazitäten von derzeit rund 2400 Tonnen mehr als zu verdoppeln.
„Allerdings wurde das Projekt auf Führungsebene ohne politische Diskussion wieder verworfen, weil es unweigerlich zu Gebührenerhöhungen geführt hätte.Ein konkreter Standort wurde seinerzeit überhaupt noch nicht ins Auge gefasst“, sagt HEB-Sprecherin Jaqueline Jagusch. Das Vorhaben sei schnell wieder beerdigt worden, als deutlich geworden sei, dass ein Mehr an Lagerkapazität nicht ohne ein Gebührenplus möglich gewesen wäre.
Von einer höheren sechsstelligen Summe war im Mai die Rede. Eine Investitionssumme, die angesichts von 1,1 Millionen Euro Gesamtgebührenaufkommen für den Winterdienst auch bei einer Abschreibung über mehrere Jahre hinweg für höhere Gebühren gesorgt hätten. „Das wollten wir verhindern“, so Kämmerer Christoph Gerbersmann, der darauf verweist, dass seinerzeit niemand mit einem noch schlimmeren Winter gerechnet habe.
Stadt Hagen der größte Gebührenzahler
Allerdings auch aus Eigeninteresse: Denn größter Gebührenzahler für den Winterdienst an den Hagener Entsorgungsbetrieb ist die Stadt Hagen selbst. Und die kann bei leeren Kassen keine Mehrausgaben gebrauchen. 25 Prozent des gesamten Gebührenaufkommens werden zur Deckung des Allgemeininteresses von der Kommune überwiesen. Hinzu kommen noch einmal reguläre Gebühren für Grundstücke, die sich im Eigentum der Stadt befinden.
Beim Hagener Entsorgungsbetrieb hatte man sich im Mai dazu entschieden, zumindest die Kapazitäten um rund ein Drittel im Vergleich zum Vorwinter aufzustocken. Zum einen durch die Nutzung einer freien Halle als Lagerstätte, zum anderen dadurch, dass man sich gut 1000 Tonnen Streusalz auf dem Hof des Lieferanten reservieren ließ.
Eine Rechnung, die allerdings nicht aufging. Denn von diesen 1000 Tonnen ist bislang nicht eine einzige nach Hagen geliefert worden. „Das Angebot haben wir seinerzeit per Fax von unserem Lieferanten erhalten und bestätigt“, so HEB-Chef Werner König, „als wir dann erstmals nachordern wollten, konnte er nicht liefern.“ Er habe den Vorrat einrichten wollen, allerdings sei ein Schiff aus Sizilien nie eingetroffen.
Ein paar Tonnen Salz zur Notversorgung
Immerhin zeigte sich am Montag ein Silberstreif am Horizont: Ein Sattelzug mit frischem Salz rollte am HEB-Gelände an der Fuhrparkstraße vor. Der erste im Dezember. Für eine Entspannung der Lage auf den Straßen wird die Streusalzlieferung freilich kaum sorgen. Mit maximal 50 Tonnen Salz sei zu rechnen, hieß es von HEB-Sprecherin Jaqueline Jagusch. Das reicht allenfalls, um die Notversorgung in Hagen weiterhin aufrecht erhalten zu können.
Dass ein Großteil der nordrhein-westfälischen Kommunen seit Wochen unter einem Streusalzmangel leidet, liegt unter anderem daran, dass der Landesbetrieb Straßen NRW den Erstzugriff bei Salznachlieferungen hat, die die Befahrbarkeit von Autobahnen Priorität genießt.
Unterdessen haben der HEB, die SEH und private Baufirmen damit begonnen, die großen Plätze im Stadtgebiet vom Schnee zu räumen. Die Aktion startete gestern in der Innenstadt und soll in den Außenbezirken fortgeführt werden. Der Schnee wird auf dem Parkplatz am Kirchenbergstadion aufgehäuft.